22) eine andere Sicht der Geschichte
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Eine andere Sicht der Geschichte!
Geschichtsbücher und Historiker beschäftigen sich
meistens mit Dingen, die schriftlich oder durch Sachfunde, zum Beispiel bei
Ausgrabungen, belegt sind. Genauere Kenntnisse bekommen wir aus Chroniken
oder in Stein gehauene Aufschriften. Diese behandeln im Allgemeinen
Geschehnisse um Könige oder andere große Leute.
Aber um wen sollte es denn eigentlich gehen, wenn
wir kleine Leute ein Geschichtsbuch in die Hand nehmen? Wollen wir aus
Büchern nicht auch etwas Praktisches über unser eigenes Leben lernen? Dass
ein solches trocken erscheint, hängt meist damit zusammen, dass es nicht um
uns geht, um die einfachen Bewohner dieser Erde. Große Schlachten werden
gefochten, Fürstentümer und Reiche entstehen und gehen unter, Pyramiden und
andere Wunder der Welt werden gebaut, und zum größten Teil werden diese
entweder durch Kriege, Verwendung des Baumaterials zu anderen Zwecken oder
einfach durch Witterung wieder zerstört.
“Die Pyramide ist ein großartiger Bau; Wir wissen
noch heute nicht, wie es erreicht wurde; Die erste große lebende Maschine,
bei der die Arbeitskraft von mehreren zehntausend Menschen organisiert und
vereint wurde.“
Das waren die Worte meines Geschichtslehrers, wie
sie mir noch heute in den Ohren klingen, als ob es erst gestern gewesen wäre.
Nur kleinlaut hörte ich ihn hinzufügen, das viele der armen Ameisenarbeiter
dabei umkamen.
Große Reiche und Kriege haben sicherlich die
Geschichte wesentlich beeinflusst, oder besser gesagt, das ist, von dem, was
wir wissen meist das einzig mehr oder weniger sichere.
Wo kann etwas über die kleinen, die das alles
erdulden mussten, gelesen werden? Wie war es für uns wirklich? Für uns, die
kleinen Leute?
Grundsätzlich kann gesagt werden, dass der Prunk
oder die Pracht eines Herrschers nur selten das Wohlbefinden seines Volkes
wiederspiegelte. Diese verschwenderische Lebensart des Fürsten musste
natürlich von uns finanziert werden. Wir zogen für ihn in den Krieg und
wurden getötet. Das Leben des Feldherrn war nur dann gefährdet, wenn sein
Heer geschlagen war und flüchtete. Aber bevor die Fußsoldaten ihre eigene
Haut retten konnte, war ihr Anführer meist schon über alle Berge. Und sollte
ihm das nicht gelingen, wie bei der berühmten Schlacht bei Waterloo, dann umgab er sich mit seiner
Elite- oder Leibgarde, die aus erprobten und zuverlässigen Veteranen bestand
und verhinderte, dass ihm auch nur ein Haar gekrümmt wurde. Ich bin überhaupt
kein Anhänger von Hitler und Nero, aber diese hatten wenigsten den Mut, sich
selbst das Leben zu nehmen. Der größte Teil waren Feiglinge.
Im Altertum wurden die Führer wie Götter verehrt
und wir mussten ihnen die Füße küssen. Es ist fast unverständlich, mit
welcher Unterwürfigkeit wir uns für sie aufopferten. Wir gruben ihnen ihr
Grab und wurden lebendig mit ihnen beerdigt, wenn man uns nicht ‘gnädigst‘
gnadenlos niedermachte. Wir dachten damals, dass unser Leben nur dann etwas
gilt oder wert ist, wenn sie leben. Mit ihrem Ende hörten auch wir auf, zu
existieren.
Das dunkle Mittelalter war nicht viel besser. Wir
wurden in Dummheit gehalten und aufgefordert, an Passionsspielen
teilzunehmen, bei denen jemand, der den Jesus spielte, meist auch auf diese
Weise starb. Kein Wunder, dass die zur türkischen Zeit in Buda lebenden Juden
bei der Zurückeroberung durch die deutschen Heere lieber die Kinder des Islam
unterstützten, weil der Moslem im Mittelalter sich wesentlich menschlicher
und toleranter benahm, als der barbarische Christ.
Das erste Erwachen eines eigenen Bewusstseins,
nach einer relativen Demokratie in Athen, begann in England und Frankreich.
Man hatte es gewagt, den König abzusetzen und womöglich noch hinzurichten.
Der französische Revolutionär Saint-Just stellte damals mit Recht die Frage,
woher die Skrupel kommen sollen, einen einfachen sterblichen König zu köpfen,
der so viel Blut an den Händen hatte, dass es nicht genug gewesen wäre seinem
Leben zehntausend Mal ein Ende zu bereiten, um hier nur den kleinsten
Übeltäter zu nennen.
Und so kommen wir langsam zum heutigen Tag. Im
Kindergarten und der Schule wird uns gelehrt, was wir wissen dürfen, um dem
Staat nicht gefährlich zu werden; wissen müssen, um seinen Reichtum zu
fördern; danach kommt das Militär, wo uns beigebracht wird, blind Befehle
auszuführen, und wenn wir uns dann gut benehmen, haben wir das Recht, zu
arbeiten und Steuern zu bezahlen. Natürlich doppelt und dreifach, von dem wir
nur geringen Vorteil haben. Und damit alles glatt funktioniert, werden wir
kontrolliert und abgehört, Abtrünnige werden ausgeschlossen, damit auch
keiner auf die Idee kommt, anders leben zu wollen. Und dumme Leidensgenossen
machen dabei fröhlich mit und spielen für ein paar Groschen Polizei, Soldat
und Spitzel. Nach abgedienten Arbeitsjahren steckt man den ehrwürdigen Diener
mit einer Auszeichnung aus Plastik in ein Altersheim.
Aber wie ist all das noch heute möglich?
Besonders im Geschichtsunterricht lernt man schon
im Kindesalter, dass ein großer, starker Staat dem Einzelnen Vorteile bringt
und die Rechte dieses Einzelnen am besten geschützt werden können, Polizei
und Kontrolle das Eigentum bewahren sollen. In Schulen und Universitäten
werden nur absolut staatstreue Diener eingestellt, die durch ihre gute
Bezahlung (wenigstens in den entwickelten Ländern) diese Traumbild
weitervermitteln. Dir wird das Gefühl gegeben, dass das ‘sich Eingliedern‘
der einzige Weg zum Fortbestehen oder gar Erfolg darstellt. “Ex re publica non est vita, si est
vita, non est ita.“ Die Frage ist nur, ob das wirklich
so ist. Kennst du, lieber Leser, jemanden, der es auf einem anderen Weg
versucht hätte?
Jahrtausende brauchte der kleine Mensch, um sich
in sich selbst ein Selbstvertrauen, ein Bewusstsein zum Recht auf Würde
aufzubauen. Wahrscheinlich sind noch ein paar Jahrtausende nötig, um ihm die
Angst vor dem wunderbaren, unabhängigen Leben ganz zu nehmen.
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Else
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Montag, 20. Juli 2020
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