Freitag, 24. Juli 2020

36) Das Kriterium für gute Kunst
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Das Kriterium für gute Kunst

Der Künstler hatte sich aus Marmor, das Traumbild seiner Frau geschaffen und war totunglücklich gewesen, als dieses nicht von selbst leben wollte. Deshalb begab er sich in den Venustempel, um vor der hiesigen Göttin der Schönheit und Liebe seine Gaben niederzulegen und sie zu bitten, ihm gnädig zu sein. Jetzt war er wieder zu Hause und ganz entzückt, weil ihn die Statue küsste. Ob er wirklich glücklich wurde ist nicht bekannt.
„Die Darstellung war so naturgetreu, dass die ankommenden Reiter ihre Pferde hart zügeln mussten, weil diese durch den Anblick verwirrt zurückscheuen wollten.“ So beschreibt Giorgio Vasari ein Fresko von Piero della Francesca.
Die Kunst ändert sich und ihre Darstellungsformen. Ändern sich dadurch auch die Kriterien für Qualität? Oder müssen wir noch einen Schritt weiter zurückgehen?
Picassos „Guernica“! Mir persönlich hat dieses Bild nie gefallen, aber ich kannte seine Entstehungsgeschichte und war mir seiner Bedeutung für uns alle bewusst. Der Maler klagte die Schrecken des Bürgerkrieges und Faschismus in Spanien an. Deshalb zollte auch ich dem Werk meine Anerkennung und sprach positiv darüber.
3 verschiedene Zeiten, 3 verschiedene Ansichten über Kunst und Qualität?
Ovidius beschrieb die Liebe und wurde vom römischen Kaiser nach Pontus, an das damals kulturarme schwarze Meer zu den Barbaren verbannt. Wer war dieser gnadenlose Unmensch, der diese poetische Seele aus dem Kunstleben verbannte? Augustus, der angeblich alle Arten von Kunst gefördert haben soll.
Henryk Sienkiewicz beschrieb in seinem Buch „Quo vadis?“ die Christenverfolgung zur Zeit von Nero und bekam für diese Geschichtsverfälschung (Es hatte noch keine Christen gegeben.) den Nobelpreis.
Verschiedene Zeiten, verschiedene Geschmäcker, verschiedene Kriterien für Qualität? Sollte es nicht zeitübergreifend gültig sein?
Die Malerei ist vielleicht hier die Fachrichtung an der man das ganze am anschaulichsten sichtbar machen kann. In der Gotik kommen die ersten Gefühlsausdrücke ins Gesicht, in der Renaissance ist es Perspektive, im Barock Licht und Schatten. Aber das ist die technische Entwicklung. Qualität scheint etwas anderes zu sein.
Der Künstler muss fähig sein, den Geist seiner Zeit zu erfassen und widerzuspiegeln, damit die Nachwelt sich ein genaues Bild darüber machen kann und seine eigenen Zeitgenossen sich damit identifizieren können.


Else
Else
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