33) Marquis de Sade und die Unterwürfigkeit
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Marquis de Sade und die Unterwürfigkeit
Sade ist in unseren Gedanken fast unwiderruflich
mit dem Wort Sadismus und seine Werke mit sexuellen Orgien verbunden. Wenn
jemand etwas schreibt und dies von Lesern falsch verstanden wird, ist das,
das muss zur Verteidigung der Leser betont werden, nicht nur der Fehler der
Leser, sondern auch der des Schriftstellers. Warum hat er sich nicht klarer
ausgedrückt? Oder vielleicht wollte er das, was er zu sagen hatte, ein
bisschen verstecken?
Er sagte in seinem Buch „Justine“: Das Mitglied
einer oberen Gesellschaftsschicht, wird sich nie bei einem Mitglied einer
unteren Gesellschaftsschicht entschuldigen, weil das Mitglied der unteren
Gesellschaftsschicht dies nicht verstehen würde.
Soweit de Sade. Was wollte er damit sagen? Ganz
einfach. Stellen wir uns vor, Gott würde seinen Gläubigen sagen, dass er einen
Fehler gemacht hat! Wie würden seine Gläubigen darauf reagieren? Natürlich
würden sie das nicht verstehen, weil Gott angeblich unfehlbar ist. Und das
gleiche galt zu Marquis Zeiten für den König und Adlige.
Noch ein paar Beispiele:
Als die ersten Weißen in verschiedene Teile
Schwarzafrikas vordrangen, traten ihnen die Eingeborenen wie den Göttern
entgegen, warfen sich vor ihnen auf die Erde und stellten den Fuß des Weißen
auf ihren mit der Stirn den Boden berührenden Kopf. Wie hätte der Neger
reagiert, wenn der Weiße dieses sich Unterwerfen nicht angenommen hätte? Als
ich selbst im nördlichen Teil Afrikas reiste, kamen kleine Kinder und küssten
mir wie einem hohen Herrn die Hand. Wie hätte ich mit meinen 23 Jahren darauf
reagieren sollen? Wie soll man auf selbstauferlegte Unterwerfung oder
Unterwürfigkeit reagieren?
Für die Ägypter zur Pharaonenzeit endete, war der
Halbgott gestorben, das eigene Leben. Der König eines Negerstammes verkaufte
seine Untertanen für ein paar billige Glasperlen an andere schwarze oder weiße
Sklavenhändler. Für den armen Sklaven ging jetzt das Recht über Leben und Tod
auf den neuen Herrn über. Er war ihm verpflichtet.
Sade selbst war Adliger und ihn, als Gebildeter,
hatte wahrscheinlich schon lange die Frage beschäftigt, wo wohl die Grenze
dieses Rechts liege. Es war die Zeit der Aufklärung, der französischen
Revolution. Neue Fragen über die Würde des Menschen hatten sich gestellt. Auf
seltsame Weise machte er sich über das alte Regime (der französischen
Könige), für uns, wie ich sehe, nicht ganz verständlich, lustig.
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Donnerstag, 23. Juli 2020
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