43) Europa
Learn languages (via Skype): Rainer: + 36
20 334 79 74 or + 36 20 549 52 97
|
Europa
Zeus, oder besser der Sohn von Kronos, also
Kronides, hatte sich wieder einmal in eine junge, hübsche Königstochter
verliebt. Der mit menschlichen Eigenschaften ausgerüstete Gott hatte noch
immer nicht gelernt, wie er seine Liebeleien vor seiner mit Recht
eifersüchtigen Frau, der kuhäugigen Hera, verstecken sollte (Eine Kuh hat
wirklich wunderschöne Augen, aber sollte es ein Mann wagen, einer Frau ein
solches Kompliment zu machen, wird er heute wahrscheinlich sehr wenig Erfolg
haben.), obwohl er sie schon vorher tausendmal betrogen hatte. Und Hera
entbrannte jetzt vor Wut gegenüber diesem armen Ding, anstatt ihren Mann
bestrafen zu wollen. Der höchste Gott wusste sich, nicht anders zu helfen,
als das Mädchen dort zu verstecken, wo es seine rasende Frau niemals vermuten
würde, im rauen Norden, aus dem Boreas, der kalte, stürmische Winterwind kam.
Außer Barbaren, unendliche Wälder und Schnee gab es da nämlich zur Zeit der
alten Griechen einfach nichts. Und da diese jugendliche Schönheit zufällig
Europa hieß, bekam diese unwirtliche Gegend wenigstens einen gutklingenden
Namen.
Jahrzehntausende lang wechselten sich hier
Eiszeiten mit ewigem Eis oder Gletschern, und subtropische Klimazonen ab. Die
ersten Menschen waren Neandertaler, die riesige Bären aus Höhlen vertrieben,
um diese dann selbst als Behausung in Besitz zu nehmen. Der körperlich
schwächere, aber wesentlich klügere Cro-Magnon (Homo Sapiens) vertrieb jenen
vor ungefähr 80 000 Jahren, um sich dann vor 10 000 Jahren sesshaft zu machen
und den fruchtbaren Boden zu bewirtschaften.
In der Bronzezeit legte man ein paar grob
bearbeitete Steinblöcke aufeinander, um sich dort zu versammeln und wenn man
mal ein Stück Eisen gefunden oder eines aus dem höher entwickelten Süden von
einem dortigen Händler erstanden hatte, machte man sich aus dieser Seltenheit
irgendeinen Schmuck.
Die Kelten waren die ersten Indoeuropäer, die
sich bis Irland verirrten und später Rom und Delphi ausraubten, bevor sie
dann in Kleinasien spurlos verschwanden, weil sie sich langsam immer mit dem
Volk, dessen Land sie durchzogen, vermischten. Die Römer nannten diese Hünen
„Hähne“ (gallus im Lateinischen), weil sie ihr langes, blondes Haar mit Lehm,
Honig und allem was klebt, zu einer 20 – 30 cm hohen Kopffrisur
hinauftoupierten, was die sowieso schon mächtige Größe von 1 m 80 cm auf 2 m
10 erhöhte. Dazu hatten sie einen riesigen, langen Schild und ein 2 m langes Schwert,
das sie über ihren Köpfen schwenkten, wie eine Steinschleuder und brüllten,
was ihre Kehlen aushielten.
Die Römer brachten die erste Kultur in diese rüde
Gegend. Sie errichteten Feldlager, aus denen später Städte wurden und bauten
ein Straßennetz aus.
Während der Völkerwanderung wurde davon das
meiste wieder zerstört. Nachdem die Barbaren sesshaft geworden waren und sich
hatten überreden lassen, sich zum christlichen Glauben zu bekehren, brachte
die katholische Kirche einen Teil der antiken Baukunst in den Norden, woraus
zuerst die Romanik und dann die Gotik entstanden.
Königreiche wurden aufgebaut und zerstört, aus
denen sich dann Länder bildeten. Nachdem sich auch der christliche Glaube in
katholisch und verschiedene protestantische Richtungen gespalten hatte, und
die antike Philosophie durch die Araber wieder an Europa zurückgegeben werden
konnte (das Christentum hatte diesen höheren Grad an Kultur ja zu Fall
gebracht), weil Europa sich um die Renaissance endlich wieder reif genug
zeigte, diesen Schatz zu würdigen, war der ideale Nährboden für den Aufstieg
geschaffen.
Der ständige Konkurrenzkampf zwischen den
verschiedenen Ländern brachte schnelle Entwicklung von Wissenschaft und Technik.
Schon im 16./17. Jahrhundert war Europa fast allen in der Welt überlegen, und
machte sich nun daran, seine Macht auch auf überseeische Kolonien
auszuweiten. Zu den positiven Seiten gehört natürlich das Wiederaufgreifen
der griechischen Philosophie. Zu meiner Jugend war ich fasziniert von
asiatischer Kultur und Denkweise. Aber diese Schwärmerei weist meist auf eine
geringe Kenntnis der europäischen hin. Alles, was wir in Asien finden, gibt
es auch in Europa, nur besser aufgebaut und noch mehr. Welcher Kulturkreis
kann sich einem „Eid des Hippokrates“ (Das Gelöbnis, jedem Kranken zu helfen,
auch wenn dieser nicht über die nötigen Geldmittel verfügen sollte.) rühmen,
oder hat die Idee der Demokratie (Volksherrschaft) oder später im 20.
Jahrhundert die Emanzipation der Frau hervorgebracht?
Aber auf diesem Weg sollte nicht immer alles
glatt laufen. Wettbewerb hieß sehr oft auch Krieg und die schlimmsten
Ideologien waren dabei religiöser, nationalistischer und rassistischer Natur.
Europa ist der Kontinent der großen Widersprüche. Wie war so etwas wie
Inquisition, Hexenverbrennung, Pogrome und Judenverfolgung möglich? Wie
konnte sich neben einem extremen Kollektivismus ein absoluter Individualismus
mit großartigen Einzelleistungen, von dem später Leute wie Gandhi, der ja in
Europa studiert hatte, profitierten, in derselben Umgebung paaren.
Wahrscheinlich ist es dieser Grad der Entwicklung, der den Menschen auf der
einen Seite selbstbewusst, auf der anderen Seite unzufrieden (Das
glücklichste Volk ist nach Umfragen / Forschungen das im Elend lebende
Thailändische.) macht. Vielleicht die Fähigkeit, andere Kulturelemente zu
integrieren!
Zuerst war es der Buddhismus, der halb Asien
eroberte, natürlich nicht immer auf ganz friedlichem Wege. In tibetanischen Urmärchen
zum Beispiel tritt der buddhistische Mönch als aggressiv und gewalttätig auf.
Im Mittelalter übernahm der Islam die Aufgabe des
Vermittlers. In seinem riesigen Kulturkreis von Spanien bis Malaysia brachte
er zum Beispiel die Zahlen von Indien nach Europa. Dass er heute so
zurückgeblieben ist liegt an seiner Dogmatik und Intoleranz.
Und dann kam Europa, das die Globalisation
einleitete. Sehr viel Kulturgut wurde durch christlichen Aberglauben zerstört,
aber unheimlich viele Dinge wurden und werden übernommen. Immer wieder gehen
neue Modewellen, beeinflusst durch verschiedenste Elemente aus aller Welt
durch die Kultur in Europa und Nordamerika. Die fast endlose Fähigkeit, sich
zu erneuern, von der Kleidung über die französische Küche bis zum Jazz oder
die Aufnahme des Judaismus als treibende, wirtschaftliche Kraft.
|
Else
|
Else
|
Else
|
Else
|
Else
|
Montag, 27. Juli 2020
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen