Freitag, 24. Juli 2020

35) Die Geschichte Ungarns: Eine Anreihung von Unglücksfällen oder eine Falschinterpretation
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Die Geschichte Ungarns: Eine Anreihung von Unglücksfällen oder eine Falschinterpretation

Wir sind im Jahre 1526 in der Nähe von Mohács. 150 000 türkische Soldaten aus allen Teilen des Ottomanischen Reiches stehen einem kleinen Heer von mutigen aber durch innere Streitigkeiten dezimierten Ungarn gegenüber. Die Türken hatten keine besondere Taktik. Sie waren meist Religionsfanatiker oder hatten sich aus Opportunismus dem Stärkeren angeschlossen und rannten im offenen Gelände einfach in tiefen Reihen auf fast endloser Länge dem Feind entgegen. Die Ungarn hatten keine Chance. Durch die Nachricht der Niederlage verließen viele Ungarn ihr Heimatland, um nicht in die Hände der Heiden zu fallen. Natürlich wurden einige verschleppt und als Sklaven verkauft, aber die Türken waren nicht mehr Barbaren, als die Christen. Bei den Türken gab es zum Beispiel keine Inquisition; Wenn man ein bisschen mehr Steuern bezahlte, konnte man durchaus seine Religion weiterhin frei ausüben, was im christlichen Europa überhaupt nicht möglich war. Zudem war es für die Türken wichtig, dass eine genügend große Zahl an Bewohnern vor Ort blieb, um das Land zu bewirtschaften und später Steuern bezahlen zu können. Ich persönlich hätte als liberaler wahrscheinlich lieber unter türkischer Herrschaft gelebt, als unter dogmatischer christlicher. Damit fiel die erste Lüge der ungarischen Geschichtserzählung.
Das eins so ruhmreiche, aber ziemlich instabile Reich des Königs Mathias wurde in 3 Teile geteilt. Eine türkische Provinz in der Mitte und im Süden, eine österreichische Provinz im Nordwesten und ein relativ souveräner Teil im Nordosten im Schutz des Karpatengebirges. Die Türken hätten auch diesen Teil erobern können, aber das ottomanische Reich war schon zu groß und unkontrollierbar geworden. Und genau in diesem von den Türken abhängigem Teil blühten die Kultur und die Künste. Die dort herrschende Religionsfreiheit zog sehr viele kluge Köpfe an und da die Österreicher die ungarische Krone nicht herausrücken wollten, gaben sie sich den Namen „Fürstentum von Siebenbürgen“. Aber irgendwann sollte dieses Idyll enden und das „rechtgläubige“ Österreich besetzte und zerstörte alles.
Manchmal gab der Habsburger dem Ungarn das Gefühl, etwas Besseres zu sein, als die umliegenden slawischen Völker, besonders wenn ein Krieg ausgebrochen war und es dessen Hilfe bedurfte. Wer würde auch von einem Kaiser erwarten, sich selbst zu erniedrigen, indem er betont, auch noch zweimal König zu sein, der von Ungarn und Tschechien.
Der sogenannte große Freiheitskampf von 1848/49 war Teil eines Sturmes, der durch ganz Europa fegte und das Restaurationsfundament von 1816 fast aus den Angeln hob. Der Nationalismus war entstanden und somit auch der Fremdenhass. Die Ungarn waren gegenüber den mit ihnen zusammenwohnenden Völkern nicht gerade tolerant und wunderten sich, dass diese ihnen gegen die Österreicher nicht helfen wollten.
Der letzte große gemeinsame Krieg in den auch der die ungarischen Staatsgeschäfte verwaltende Tisza István nicht ohne Enthusiasmus eintrat, brachte den Zusammenbruch Österreichs und die Freiheit der Völker dieser Region. Mit Trianon gelangte Ungarn endlich zu einem souveränen Staat. Obwohl die Ungarn durchaus hätten froh sein müssen, beklagten sie sich. Von Mohács bis Trianon hatte es Ungarn nur als Region oder Gebiet gegeben und jetzt war es plötzlich wieder ein souveränes Land mit einer eigenen Regierung und wählte fast sofort, wie viele andere Länder zu jener Zeit einen faschistischen Horthy, der es dann auch gleich zum Mitschuldigen am 2. Weltkrieg machte.
Was wäre wohl geschehen, hätten diese nationalistischen, intoleranten Ungarn einen Mathias-Staat mit all den verschiedenen Volksgruppen wie in Jugoslawien erhalten? Das Schlachten, das die Südslaven mit Hinzugabe von Albanern untereinander anrichteten, hätte dann mit Sicherheit die Ungarn dezimiert.
Man kann es den Menschen nicht verübeln, wenn sie gut oder wenigsten normal leben wollen und aus diesem Grund alle möglichen Kompromisse mit der jeweiligen, regierenden Klasse eingehen. Aber dass heute alle Helden gewesen sein wollen, wirkt auf einen erfahrenen, denkenden Außenstehenden durchaus störend oder verwirrend, wenn nicht sogar lächerlich. Die Ungarn haben zur Horthy Zeit alle mitgeholfen die Juden einzusammeln, um sich deren Vermögen und Wohnungen zu sichern. Sie verehren Horthy bis heute, der einen Pakt mit einem Hitler schloss, dessen Plan es war, auch das ungarische Volk zuerst zu versklaven und dann zu vernichten.
Die Ungarn haben bis heute nichts gelernt. Aber wann hätten sie denn auch Freiheit und Selbstverantwortung lernen sollen? Machtgierige Könige, Türken, Habsburger, Horthy-Faschismus, Kommunismus, 20 Jahre Freiheit, Orbanismus – das ist die Bilanz. Der einzige kleine Lichtschimmer ist die Europäische Union. Aber es gibt heute mehr Widerstand gegen diese demokratische Organisation, als gegen Hitler im 2. Weltkrieg.


Else
Else
Else
Else
Else

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