5) der Kuh-Kult
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Der Kuh-Kult
Lange Zeit hatte der Mensch als
Nomade seinen Standort ständig gewechselt, und auch später, als er anfing
Haustiere zu halten, beschränkte er sich auf solche, die seine Beweglichkeit
nicht zu sehr beeinträchtigten, ziemlich anspruchslos waren, also kein Dach
über dem Kopf brauchten und wenig Wasser tranken. Natürlich brachten aber
diese Tiere weder viel Fleisch noch viel Milch. Das war die Ziege.
Vor ungefähr 4-5000 Jahren gab es
dann eine wirtschaftliche Revolution. Der Mensch machte sich das Rind zum
Haustier. Es war wesentlich anspruchsvoller, brauchte einen Stall, immer
grünes Gras und frisches Wasser.
Aber die Kombination von einer
großen Menge Fleisch und Milch, und der Ackerbau machte es ihm möglich,
sesshaft zu werden. Die Bedeutung des Rindes als Haustier war so groß, dass
man es wie eine Gottheit verehrte.
Und diese Erscheinung können wir
auch teilweise noch heute in verschiedenen Kulturen erkennen. Angefangen bei
den alten Ägyptern, die zu einem schwarzen Stier beteten, das jüdische Volk,
das in der Wüste, während Moses auf dem Berg Sinai die zehn Gebote Gottes
empfing, Baal, das goldene Kalb anbetete, über Indien, wo das Rind bis zum
heutigen Tag nicht getötet werden darf, bis nach Spanien, wo wir die letzten
Überreste dieser Kultur im Stierkampf finden.
Besonders der Stierkampf ist interessant.
Das Model lässt sich leicht rekonstruieren. In einer Siedlung lebten
vielleicht 10-20 Familien, die eine Herde von 50 weiblichen Tieren und dazu
2-3 Stiere hielten. Jedes Jahr gab es ungefähr 10 neugeborene Kälber, von
denen, nach dem Gleichgewichtsgesetz der Natur (das wissen wir seit Darwin),
nur 3-4 Tiere männlich waren. Aber eine größere Anzahl an männlichen
Jungtieren hätte die Harmonie der Herde durch ständige Kämpfe um Domination
gestört. Man musste diesen aggressiven Faktor ausschalten und einen Teil der
männlichen Tiere schlachten, und machte daraus ein mit einem Kult verbundenes
Fest. Wenn ein Jüngling in die Gemeinschaft der Männer aufgenommen werden
wollte, musste er beweisen, dass er dazu bereit war. Er musste,
wahrscheinlich mit seinen 13-14 Jahren einen einjährigen Stier mit einem
Messer oder einer Lanze bewaffnet, töten. Später entwickelte sich daraus der
ehrenhafte, im kaiserlichen Rom sehr beliebte, heute vor allem von
Tierschützern und Humanisten scharf kritisierte Beruf des Toreros.
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Mittwoch, 15. Juli 2020
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