Freitag, 14. August 2020

117) Gemeinsames Einverständnis
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Gemeinsames Einverständnis

Wenn das Englische erlernt werden soll, kommen Lehrer und Lerner aus verschiedenen Ländern unterschiedlicher Sprachen und versuchen, einen Weg zu finden, wie man sich diese Weltsprache aneignen könnte. Sie setzen sich zusammen, um ihre Vorstellungen auszutauschen. Langsam entsteht ein gemeinsames Einverständnis darüber, wie diese am besten zu unterrichten und erlernen sei. Bei Sprachen, die weniger im Rampenlicht stehen, fehlt dieser Gedankenaustausch. Sehr oft halten die Muttersprachler jener Kulturkreise ihre Kommunikation für etwas Besonderes und denken, dass ihre Sprache ganz anders funktioniere, viel schwieriger sei, als die anderer Länder.
Hier ein kleines Beispiel: Es gibt drei Hauptsatzarten: 1) die Aussage: Ich spiele Tennis. 2) die Aufforderung: Mach deine Hausaufgabe! 3) die Frage: 3a) die Satzfrage: Kommst du heute? 3b) die Wortfrage: Wann kommst du heute?
Werden diese Hauptsätze in die indirekte Rede eingebaut, ergibt sich: 1) Er sagt ihr, dass er Tennis spielt. 2) Er sagt ihr, dass sie ihre Hausaufgabe machen soll. 3a) Er fragt sie, ob sie heute kommt. 3b) Er fragt sie, wann sie heute kommt.
Einige Möchte-gern-Sprachwissenschaftler nennen nun hier noch eine andere Hauptsatzart, den Wunsch- oder Begehrenssatz: Wärest du doch nur hier! Wenn du doch nur hier wärest! Wie sollte jetzt so ein Satz in die indirekte Rede eingebaut werden? Entweder zuckt man mit den Schultern und sagt, dass es nicht möglich ist, oder vergleicht es mit anderen Sprachen, zum Beispiel dem Englischen: I wish you were here! Es heißt da: Ich wünschte, dass / wenn du doch hier wärest.
Oder ein anderes Beispiel: Peter ruft Maria an und sagt, dass er Gerda vermisst. Maria ruft Gerda an und sagt ihr, dass Peter wünschte, dass sie doch bei ihm wäre.
Somit ist also bewiesen, dass der letztgenannte kein Haupt-, sondern ein Nebensatz ist. Ein weiterdenkender Lehrer würde also den Lernern erklären, dass es sich hier um einen Nebensatz handelt, wobei der Hauptsatz im Gesprochenen, weil es klar ist, um wen es geht, weggelassen wird.
Auch andere Sozialwissenschaften profitieren von dieser Technik des Vergleichens und gemeinsamen Einverständnisses. Bei einigen Ländern geht es zum Beispiel in der Geschichtswissenschaft ein bisschen langsamer. Sie bleiben deshalb hinter dem internationalen Standard zurück. Die Chinesen lernen in der Schule, dass die ersten Menschen nicht nur in Äthiopien entstanden, sondern sich auch in China aus Indien gekommenen Affen entwickelt haben sollen. Oder die Ungarn, die einfach die Tatsache nicht akzeptieren wollen, dass es zwischen der Schlacht bei Mohács 1526 und den Friedensverträgen von Trianon 1920 kein Ungarn gegeben hat. Ihnen wurde dort ein souveräner Staat gegeben, den der Faschist Horthy dann auch sofort in den zweiten Weltkrieg an der Seite Hitlers führte. Hier ist wahrscheinlich noch sehr viel Zeit nötig, bis die Ungarn mit ihren Nachbarn zu einem gemeinsamen Einverständnis kommen und ihre eigene Mitschuld am Krieg und dem Holocaust anerkennen.


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