Mittwoch, 19. August 2020

134) 1) Sie alle wollten dem kleinen Mann sagen, was wirklich Sache ist! 2) Wer ist hier wohl der Sklave?
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1) Sie alle wollten dem kleinen Mann sagen, was wirklich Sache ist!
2) Wer ist hier wohl der Sklave?


Sie alle wollten dem kleinen Mann sagen, was wirklich Sache ist!
Jahrhundertelang donnerte der Pfarrer von der Kanzel auf die in der Kirche versammelten herunter: „Fürchtet Gott, er wird euch vor dem Bösen, dem Teufel, bewahren!“ Die Sonne war gerade aufgegangen und schien durch die Fenster der Sakristei im Osten der Kirche. „Seht die Herrlichkeit Gottes!“ – schrie der christliche Priester und zeigte nach Osten. Dort war alles vergoldet und versilbert, was das Sonnenlicht nur noch verstärkte. Bei wolkigem Himmel wurden dort zehntausend Kerzen aufgestellt. Mit geblendeten Augen und offenem Mund blies ihnen dann von hinten die Orgel noch erschreckende Töne ins Genick. Natürlich fühlten sich die Armen wie in Trans. „Unter uns gibt es Hexen und Ketzer.“ – stellte der Wilde auf der Kanzel fest. „Wir müssen sie auf dem Scheiterhaufen verbrennen, um sie zu säubern. Rothaarige und Juden sind besonders gefährlich, weil sie den Jesus gequält haben. Dazu behaupten die noch, dass wir Götzen anbieten, und wollen nicht verstehen, Vater, Sohn und der Heilige Geist sind doch eins. Wissen die nicht, drei ist eins? Dabei hob er seine Hand in die Höhe und streckte alle fünf Finger aus. „Im Frühjahr ziehen wir dann in den heiligen Krieg, um Jerusalem von den Heiden zu befreien!“ Der Rest der Predigt erfolgte auf Lateinisch, damit es auch wirklich niemand verstand, meist nicht einmal der Schreier selbst, im schwarzen Kittel.
Der ungarische Regierungschef von 1913-1917, Tisza István, sprach sich gegen das „allgemeine Wahlrecht“ aus, weil er die Bewohner nicht für pflichtbewusst genug hielt, um verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen. Später sollte er Ungarn in die Katastrophe des ersten Weltkrieges führen.
Die führenden politischen Kreise der 1930-er Jahre unternahmen nichts gegen Hitler, Mussolini und Horthy, entzogen der demokratischen, spanischen Regierung ihre Unterstützung und lieferten sie auf diese Weise Franco und den faschistischen Ländern aus, weil sie dachten, dass es nicht Schlimmeres gebe, als die Volksherrschaft. Später mussten dieselben herrschenden Kreise die größte Gefahr in den nationalistischen, rechtsgerichteten Diktaturen erkennen, im zweiten Weltkrieg.
Von Plattenfirmen, Verlagen, Filmherstellern wird uns immer wieder gesagt, man müsse Kunst erlernen. Dabei setzt man uns Hollywood, Harry Potter, Michael Jackson und ähnlichen Blödsinn vor. „Friss das, du dummer Bürger!“
Wie lange wollen uns diese Neunmalklugen noch an der Nase herumführen.

Wer ist hier wohl der Sklave?
Ich war fast achtzehn, da stellte ich mir die Frage, ob ich so leben wollte, wie alle anderen. Immer stärker wurde der Drang in mir, auszusteigen, einfach alles und alle zurückzulassen. Die Reaktionen meiner Umgebung kamen prompt: „Du fliehst doch nur vor dem Leben!“, „Du wirst in irgendeine Sekte hineinrutschen, und die machen dich dann fertig. Die haben ihre Methoden und Mittel, um dich zum Sklaven zu machen.“ Oder: „Aha, die Droge ruft dich! Du wirst dann vor den Schulen stehen und kleinen Kindern dieses Zeug verkaufen!“
Nun, wie sieht die Sache im Jahre 2017, also mehr als dreißig Jahre später, in Europa aus? Neofaschistische Bewegungen werden immer stärker, Diktaturen entstehen innerhalb der Europäischen Union, Rassismus fordert große Opfer. Und die Leute, die mich damals kritisierten? Tja, die sind zu Leisetretern geworden, weil sie Angst haben, ihre jämmerliche Existenz zu verlieren. Die haben ihre Grundsätze für ein Auto, eine Wohnung und einen Urlaub pro Jahr verkauft. Die fragen nicht, ob ein Gesetz gerecht ist, sondern halten es einfach ein, aus Angst. Sie sind Sklaven geworden, einer Droge, für die sie alles opfern würden. Oder noch schlimmer, sie sind aktive Teile dieser autoritären Systeme, wollen selbst Sklavenhalter sein.
Ich bedaure sie sehr. Ich scheine der einzige zu sein, der fähig und bereit ist, für seine Grundsätze zu kämpfen.


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