132) 1) Die Bedeutung der sprachlichen Komplexität 2) 1929
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1) Die Bedeutung der
sprachlichen Komplexität
2) 1929
1) Die Bedeutung der
sprachlichen Komplexität
Ein paar Männer in lockerem,
weißem Kleid spazieren in einem Hain und unterhalten sich über Philosophie,
Mathematik und ähnliches. Es ist ihnen nicht daran gelegen, ihre Projekte und
Gedanken in die Tat umzusetzen. Es geht nur darum, auch den wundersamsten
Gedankengang in Worte zu fassen, geistig zu ergreifen. Niemand hätte davon
einen Vorteil, keinem würde es die Arbeit erleichtern. Zu dieser Kunst des
Gedankenaustausches ohne greifbare Endprodukte ist ein komplexes System von
Wort und Struktur, also Grammatik, nötig.
Ein kleines Beispiel dazu:
Ich arbeite mit einem modernen Laptop, benutze alle zur Verfügung stehenden
Programme und versuche dann das gleiche mit einem alten 286-er. Die Programme
vertreten hier die Struktur und Wörter einer Sprache. Natürlich werde ich auf
der alten Maschine fast nichts verwirklichen können.
Kenner der antiken Sprachen
äußern sich meist anerkennend oder in Erinnerung an die Schulzeit und die
Schweißausbrüche bei Übersetzungsversuchen abwinkend.
Wie kommt es, dass heutige
Sprachen all diese strukturellen Möglichkeiten nicht mehr ausnutzen? Denken
wir nur an die zwölf Zeiten im Englischen! Was hat sich in unserer
Kommunikation geändert?
Nach einem dunklen
Mittelalter entwickelte sich die Technik, Baukunst, Musik und schließlich
Photographie. Ich sehe etwas Interessantes, mache mit meinem Telefon ein
Bild, schreibe darunter „Dort bin ich!“, wähle dazu einen passenden
Hintergrund aus meinem Musikregister und schicke es meiner Liebsten. Müsste
ich jenes mit einem Text vollbringen, würde es wesentlich länger dauern. Wir
drücken uns technisch aus! Sprache beschränkt sich sozusagen auf kurze
konkrete Anweisungen, aber reicht nur selten bis zu Beschreibungen,
Erklärungen oder Ausdruck der Gefühlsregungen.
2) 1929
„Die Ursache der
Weltwirtschaftskrise war die Überproduktion!“ – heißt es nicht nur in einem
Fachbuch, das sich mit diesem Thema beschäftigt. Eine gutklingende Erklärung
für einen vereinfachten Slogan!
Nach den napoleonischen
Kriegen gelang es dem Engländer mit Übereinstimmung der damaligen
Königshäuser, die die Bedeutung der überseeischen Provinzen noch immer
unterschätzten, eine „Balance of Power“-Politik zu verwirklichen. Die Welt
war mit Hilfe der Technik global geworden. Den Handel wickelten die Engländer
ab, weil sie über die größte Flotte verfügten und ihre Stützpunkte an den
wichtigsten Stellen hatten. Sie schafften also Rohprodukte nach Europa und
Fertigprodukte von Europa in die übrigen Teile der Welt. Und solange die
Europäer mit ihrer regionalen Machtpolitik und die Engländer mit ihren
Kolonien beschäftigt waren, gab es ein vorher unbekanntes
Wirtschaftswachstum. Hundert Jahre sollte dieser fast paradiesische Zustand
dauern. Ende des neunzehnten Jahrhunderts waren dann die Machtstrukturen in
Europa ziemlich festgefahren und vor allem das unter Bismarck vereinigte
Deutschland sehnte sich nach mehr. Die Engländer bestimmten Zölle und Preise
für Rohstoffe und Fertigprodukte und versuchten, die Tätigkeiten von
Schifffahrtsunternehmen anderer Länder zu verhindern. Bei Beginn des ersten
Weltkrieges war jede Partei von der Rechtmäßigkeit ihrer Sache überzeugt, der
Krieg selbst für jede eine Katastrophe. Nach 1918 kam der Wiederaufbau,
anfangs mit einem Wirtschaftsaufschwung. Die großen industriellen Einheiten
waren alle auf Massenproduktion eingestellt, wie auch vor dem Krieg. Die
Binnenmärkte bald gesättigt hätte man gerne auch im Ausland verkauft, aber hohe
Einfuhrzölle machten dies für jeden unmöglich. Die politischen Führungen
hatten sich auf Selbstversorgung eingestellt, um für einen möglichen Konflikt
unabhängig zu sein.
Folge: Überproduktion? Nein,
wirtschaftliches Chaos aufgrund von Protektionismus!
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Mittwoch, 19. August 2020
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