Mittwoch, 19. August 2020

132) 1) Die Bedeutung der sprachlichen Komplexität 2) 1929
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1) Die Bedeutung der sprachlichen Komplexität
2) 1929

1) Die Bedeutung der sprachlichen Komplexität
Ein paar Männer in lockerem, weißem Kleid spazieren in einem Hain und unterhalten sich über Philosophie, Mathematik und ähnliches. Es ist ihnen nicht daran gelegen, ihre Projekte und Gedanken in die Tat umzusetzen. Es geht nur darum, auch den wundersamsten Gedankengang in Worte zu fassen, geistig zu ergreifen. Niemand hätte davon einen Vorteil, keinem würde es die Arbeit erleichtern. Zu dieser Kunst des Gedankenaustausches ohne greifbare Endprodukte ist ein komplexes System von Wort und Struktur, also Grammatik, nötig.
Ein kleines Beispiel dazu: Ich arbeite mit einem modernen Laptop, benutze alle zur Verfügung stehenden Programme und versuche dann das gleiche mit einem alten 286-er. Die Programme vertreten hier die Struktur und Wörter einer Sprache. Natürlich werde ich auf der alten Maschine fast nichts verwirklichen können.
Kenner der antiken Sprachen äußern sich meist anerkennend oder in Erinnerung an die Schulzeit und die Schweißausbrüche bei Übersetzungsversuchen abwinkend.
Wie kommt es, dass heutige Sprachen all diese strukturellen Möglichkeiten nicht mehr ausnutzen? Denken wir nur an die zwölf Zeiten im Englischen! Was hat sich in unserer Kommunikation geändert?
Nach einem dunklen Mittelalter entwickelte sich die Technik, Baukunst, Musik und schließlich Photographie. Ich sehe etwas Interessantes, mache mit meinem Telefon ein Bild, schreibe darunter „Dort bin ich!“, wähle dazu einen passenden Hintergrund aus meinem Musikregister und schicke es meiner Liebsten. Müsste ich jenes mit einem Text vollbringen, würde es wesentlich länger dauern. Wir drücken uns technisch aus! Sprache beschränkt sich sozusagen auf kurze konkrete Anweisungen, aber reicht nur selten bis zu Beschreibungen, Erklärungen oder Ausdruck der Gefühlsregungen.


2) 1929
„Die Ursache der Weltwirtschaftskrise war die Überproduktion!“ – heißt es nicht nur in einem Fachbuch, das sich mit diesem Thema beschäftigt. Eine gutklingende Erklärung für einen vereinfachten Slogan!
Nach den napoleonischen Kriegen gelang es dem Engländer mit Übereinstimmung der damaligen Königshäuser, die die Bedeutung der überseeischen Provinzen noch immer unterschätzten, eine „Balance of Power“-Politik zu verwirklichen. Die Welt war mit Hilfe der Technik global geworden. Den Handel wickelten die Engländer ab, weil sie über die größte Flotte verfügten und ihre Stützpunkte an den wichtigsten Stellen hatten. Sie schafften also Rohprodukte nach Europa und Fertigprodukte von Europa in die übrigen Teile der Welt. Und solange die Europäer mit ihrer regionalen Machtpolitik und die Engländer mit ihren Kolonien beschäftigt waren, gab es ein vorher unbekanntes Wirtschaftswachstum. Hundert Jahre sollte dieser fast paradiesische Zustand dauern. Ende des neunzehnten Jahrhunderts waren dann die Machtstrukturen in Europa ziemlich festgefahren und vor allem das unter Bismarck vereinigte Deutschland sehnte sich nach mehr. Die Engländer bestimmten Zölle und Preise für Rohstoffe und Fertigprodukte und versuchten, die Tätigkeiten von Schifffahrtsunternehmen anderer Länder zu verhindern. Bei Beginn des ersten Weltkrieges war jede Partei von der Rechtmäßigkeit ihrer Sache überzeugt, der Krieg selbst für jede eine Katastrophe. Nach 1918 kam der Wiederaufbau, anfangs mit einem Wirtschaftsaufschwung. Die großen industriellen Einheiten waren alle auf Massenproduktion eingestellt, wie auch vor dem Krieg. Die Binnenmärkte bald gesättigt hätte man gerne auch im Ausland verkauft, aber hohe Einfuhrzölle machten dies für jeden unmöglich. Die politischen Führungen hatten sich auf Selbstversorgung eingestellt, um für einen möglichen Konflikt unabhängig zu sein.
Folge: Überproduktion? Nein, wirtschaftliches Chaos aufgrund von Protektionismus!


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