163) 1) Wenn man dich nicht versteht 2) Der liebe Kleinstadtarzt und
seine Spießbürger!
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1) Wenn man dich nicht
versteht
2) Der liebe Kleinstadtarzt
und seine Spießbürger!
1) Wenn man dich nicht
versteht, bedeutet dies nicht unbedingt, dass du unverständlich sprichst, und
wenn du nicht alles verstehst, was dir gesagt wird, heißt das nicht immer,
dass es dir an Bildung fehlt.
2) Der liebe Kleinstadtarzt
und seine Spießbürger!
Der Hausarzt ist ein
besonderer Beruf. Nicht wie im Krankenhaus, sondern der Arzt geht dorthin, wo
die Leute krank werden können, in die Kleinstadt. Diese Bürger sind anders
und benötigen eine besondere Behandlung. Lange sind die Zeiten vorbei, in
denen die Kuh oder das Schwein wichtiger waren, als die alte Großmutter, die
einfach zu zäh war, um schnell genug den Weg in den Friedhof zu finden. Und
wenn sie schon dorthin ging, was wöchentlich wenigstens einmal geschah, dann
kam sie doch immer wieder zurück. Der alte Kleinstadtarzt, der mutigste und
klügste, stand vor allem im Gedenken der alten in höchsten Würden. Als die
Amerikaner mit Panzern vor der alten Stadtmauer des nordbayrischen Städtchens
gestanden hatten und darüber berieten, ob sie das mittelalterliche Stadttor
mit seinem Storchennest durch einen Kanonenschuss in die Luft jagen sollten,
weil es für die Fahrzeuge zu klein war, nahm er einen Stock, band ein weißes
Tischtuch daran und ging ihnen entgegen, um das schlimmste zu verhindern.
Nun dieser wunderbare Mann
war in den verdienten Ruhestand gegangen. Und der neue? Ja, der war anders,
kam wahrscheinlich aus der Großstadt. Während der alte in einem alten Gebäude
von der Stadt eine Wohnung zugewiesen bekam, weil das neue Bürgermeisteramt
gerade gebaut worden war, baute sich der neue sofort ein eigenes und nicht
eben kleines Haus und dazu noch dreihundert Meter vom Marktplatz mit seiner
gotischen Kirche, der Gastwirtschaft „Zum Goldenen Hirschen“, der Bäckerei
und dem alten Fleischergeschäft. Er ging auch nicht in die Kirche, er war ja
evangelisch, und das alles in einer katholischen Gemeinde. Der Durchbruch für
ihn sollte sich erst einstellen, als dann noch das alte Krankenhaus
geschlossen wurde, um mit dem großen modernen in der nächsten Großstadt
zusammengezogen zu werden. Aus diesem Grund verschwanden auch langsam die
Kinder, an deren Kopf noch die Abdrücke der Geburtszange sichtbar waren, mit
deren Hilfe die Hebamme die Neugeborenen aus dem Mutterleib gezogen hatte.
Trotzdem musste der neue noch oft Hausbesuche abstatten, nicht selten auf
Meldung der Nachbarn, weil die alten sich nicht in seine neue, zu sterile
Praxis wagten, in der der Warteraum mit Blumen, bequemen Sesseln, einem
großen Spiegel und Modezeitschriften ausgestattet war.
„Wer hat sie gerufen?“ –
Empfing ihn die erstaunte Frage, als er in einem alten Haus erschien. Als ob
er dies nicht vernommen hätte, stellte er seine Arzttasche auf den einen der
zwei Stühle neben dem Bett. Von der Türschwelle schauten ihm die nächsten zwei
Generationen zu. Geschickt hatte er sich mit dem Rücken zur Tür gesetzt, um
überflüssige Fragen zu umgehen. Der ganze Besuch hatte nicht länger als zehn
Minuten gedauert. Auf dem Weg zur Eingangstür, musste er wieder durch das
ganze Haus zurückgehen. Ein kleines Regal mit Zinnsoldaten war dort als
Verzierung aufgehängt worden und sollte die Handfertigkeit und
Freizeitbeschäftigung des Sohnes und Enkels verdeutlichen. Die Figuren waren
bemalt, richtig mit den ursprünglichen Farben in blau (französisch). Der
Kleinstadtarzt warf einen Blick darauf, stellte fest, dass es sich hier um
die glorreichen Kämpfer des alten Fritz (Friedrich von Preußen) handeln
müsse. Zufrieden nickend zollte der Hausherr dem Allgemeinwissen des
Stadtmenschen seine Anerkennung. Der Bayer hatte seinen Lokalpatriotismus mit
dem Großgefühl des deutschen Reiches vertauscht.
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Sonntag, 23. August 2020
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