150) 1) Versailles / Trianon oder die Hirngespinnste des einfachen Volkes
2) It isn’t easy 3) Es gab eine Zeit 4) Sollte jemand Unrecht haben 5) Man
sagt dir
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1) Versailles / Trianon oder
die Hirngespinnste des einfachen Volkes
2) It isn’t easy
3) Es gab eine Zeit
4) Sollte jemand Unrecht
haben
5) Man sagt dir
1) Versailles / Trianon oder
die Hirngespinnste des einfachen Volkes
Die Bauern und ihre Frauen
waren gerade draußen bei der Feldarbeit, die alten und Kinder in den Häusern oder
den Gärten um die Häuser beschäftigt, als die Kirchenglocke ertönte. „Was ist
passiert? Ein Brand? Oder der Kirchendiener, der wieder einmal zu tief ins
Glas geschaut hat?” Solche und ähnlich Fragen stellten sich die Dorfbewohner,
während sie alles stehen und liegen ließen, um auf den Marktplatz vor der Kirche
zu eilen.
Auf dem Balkon des
einstöckigen Rathauses rechts von dem Gotteshaus erwartete sie ein
Staatsbeamter. Als sich der Platz gefüllt und der Pfarrer das Gefühl hatte,
dass alle anwesend waren, erhob er das Wort, um die durcheinanderredenden zur
Stille zu bewegen. „Der hohe Staatsbeamte des Reiches hat euch etwas zu
sagen!“ – fing er an. „Es lebe der Kaiser! Nieder mit den Franzosen, Juden
und Bolschewiken!“ – ertönte es aus der Menge. Anscheinend hatte sie noch keiner
darüber informiert, dass der Kaiser schon ein Jahr vorher abgedankt hatte.
Naja, Berlin war weit weg und für die Bayern war ein Leben ohne König oder
Kaiser, wie eine Mahlzeit ohne Brot.
„Deutschland ist verloren!“
begann der Staatsbeamte. „In Versailles wurde entschieden, dass unser
Heimatland wirtschaftlich wichtige Gebiete an die Siegermächte abtreten
muss!“ „Was? Obersdorf (eine Ortschaft zehn Kilometer weit von unserem Dorf
der Geschichte entfernt) kommt zu den Franzosen? Niemals! Der Krieg ist noch
nicht verloren!“ schrie ein alter Graubart, der sich vorsichtshalber in
Schale, also in seine alte Gefreitenuniform, geworfen hatte. Als
siebzehnjähriger hatte er in den Jahren 1870/71 an dem Feldzug gegen
Frankreich teilgenommen und sich so tapfer geschlagen, dass er einen Arm und
ein Bein verlor, eine Auszeichnung bekam und seither von der Dorfgemeinschaft
verehrt und versorgt werden musste. „Wir werden den Franzus bis nach
Hinterdorf zurücktreiben. Dort bin ich geboren, das geb ich nicht her.“
2) It isn’t easy to be great or grand. All small people
always want to hide behind you!
4) Es gab eine Zeit, in der
ich mich bemühte, den Erwartungen der Gesellschaft zu entsprechen, aber ohne
größeren Erfolg, man wollte mich nicht haben.
Dann wandte ich mich ab. Man
bestrafte mich und rief mir zu, dass ich sowieso bald zurückkehren werde. Sie
wählten einen Hitler, Horthy, Mussolini und schämen sich nicht einmal dafür.
Sie wählen heute, im Jahre zweitausendachtzehn, wegen der Einwanderer aus
Afrika und Asien wieder AFD, weil sie aus der Geschichte nichts gelernt
haben. Aber es interessiert mich nicht mehr, was die Gesellschaft denkt. Und
dann kamen sie, verlangten meine Anerkennung. Sie haben Angst, dass ihr
System zusammenbricht. Jetzt bitten sie mich. Ich brauche sie aber nicht. Wie
erbärmlich sie doch sind!
5) Sollte jemand Unrecht
haben, kann versucht werden, ihn zu verstehen, indem man seine Herkunft oder
den Werdegang seiner Gedanken in Betracht zieht. Dies wird mildernde Umstände
genannt. Aber entschuldigen kann ihn deshalb trotzdem nicht.
6) Man sagt dir, dass man
dich liebt und nur das Beste für dich will. Wäre man wirklich daran
interessiert, würde man in Betracht ziehen, ob du dich dabei auch wohl fühlst.
Aber man möchte nur, dass du dich eingliederst. Man gibt dir das Gefühl, dass
man sich für dich schämen muss. Dass diese Leute sich nicht für sich selbst
schämen, verwundert mich immer wieder.
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Freitag, 21. August 2020
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