Montag, 24. August 2020

173) 1) Was du nicht alles glaubst! 2) Von der Hierarchie zur vollen Gleichberechtigung?
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1) Was du nicht alles glaubst!
2) Von der Hierarchie zur vollen Gleichberechtigung?


1) Was du nicht alles glaubst!

K. saß er auf der Bank unter einen Baum, sah in Gedanken versunken vor sich hin. Seit Tagen hatte er nichts mehr Warmes gegessen und wenn nicht bald ein bisschen Bares den Weg in seine leeren Taschen findet, wird ihm sein Zimmer gekündigt. Von weitem verriet sein Äußeres diesen Zustand der Aussichtslosigkeit. Plötzlich hielt ein gutgekleideter Mann vor ihm an. „Wie ich sehe, hast du weder Arbeit noch Geld.“ F. hatte sich neben ihn gesetzt und schaute ihn prüfend von der Seite an. Von der Größe zu urteilen war K. kräftiger gebaut, als der andere. „Schau mich an, mir geht es gut!“ K. betrachtete ihn mit gleichgültigen Augen an. „Zeig mal deine Zunge!“ „Wozu willst du die sehen?“ „Du hast Recht! Versteck sie lieber in deiner Mundhöhle, sonst verbreitest du hier noch den Gestank vom vielen Arschlecken.“ Dabei lächelte K. tief in sich hinein. „Hast du noch immer nichts gelernt. Du kannst nicht immer auf Grundsätze bestehen,“ stieß es aus F. hervor. „Dein Vater hat dich damals in ein katholisches Internat geschickt, dir später eine Wohnung gekauft. Er spielte den großen Systemgegner, hatte aber genauso daran teilgenommen, wie alle anderen auch. Und du! Du hast dieses taube Blabla übernommen. Das ist, was ich schon früher versuchte, dir zu erklären. Du hast deinen Vater verteidigt, vielleicht wusstest du, dass auch aus dir einmal der gleiche Handlanger wird.“ K. würdigte F. keines Blickes, während er dies aus sich herauspresste. „Was wirst du als Bezahlung bekommen, wenn die anderen wiederkommen?“ „Denkst du wirklich, dass es nur auf diese Weise geht? Du setztest dich zu mir auf die Bank, obwohl ich schon daran gezweifelt hatte, dass du überhaupt so etwas besitzt, wie ein Erinnerungsvermögen.“ Dies traf F. sehr tief. Wenn er stärker gewesen wäre, hätte er zugeschlagen, aber K. war selbst in diesem Zustand ein gefährlicher Gegner. Vor allem vor K.-s Selbstgefühl schreckte F. zurück. „Die Geschichte ist nicht gerecht,“ gab F. zurück. „Kurzfristig nicht. Da hast du Recht. Solche Leute, wie du, werden einfach vergessen.“ „Natürlich wird man sich an dich erinnern,“ lachte F. laut auf. „Ohne viele kleine Leute, wie mich, würdest auch du noch immer in einem kleinen Dorf sitzen und Schweine hüten. Sagen wir, die Kleidung hast du gewechselt, aber den Gestank hast du in deinem Maul bewahrt.“ Jetzt sprang F. auf, so eine Beleidigung war ihm doch zu viel. „Ich habe eine Frau und drei Kinder, die mich glücklich machen.“ Zum ersten Mal hob K. den Blick. „Das ist der Kompromiss, den du eingegangen bist. Deine Frau gibt dir das Gefühl, dass du ein Supermann bist, wenn du dich auf ihr bemühst, damit du später im Amt noch besser Füße küssen kannst. Das ist ein Handel! Oder hast du schon einmal davon gehört, das Supermann ein Handlanger gewesen wäre?“ „Ohne Leute, wie mich, wäre dieses Volk schon längst ausgestorben!“ und damit ging er weg. K. schaute ihm nicht einmal nach. „Auch die Konspirationstheorie, dass es einen Jesus gegeben hat, wäre schon längst ausgestorben,“ murmelte er in seinen ungepflegten Bart.


2) Von der Hierarchie zur vollen Gleichberechtigung?

In einer nicht so fernen Zukunft wird die Menschheit Raumschiffe in der Größe New Yorks bauen und mit einer Besatzung von vielleicht hunderttausend Leuten auf die Reise gehen, um neue, vielleicht bewohnbare Planeten in fernen Galaxien zu finden und zu erforschen. Stellen wir uns vor, dass eine Handvoll sehr reicher Geschäftsleute ihr ganzes Vermögen investieren und dann, nach Fertigstellung der fliegenden Stadt, zehntausend ausgewählte Leute einladen, an diesem Abenteuer ohne Hoffnung auf Rückkehr teilzunehmen. Bis diese Mutigen ihr Ziel erreichen, kann es Jahrhunderte vielleicht Jahrtausende dauern, solange müssen sie alle zusammen ihr Leben eingeschlossen auf dieser Art Insel verbringen.
Anfangs wird diese kleine Gruppe von reichen Geschäftsleuten, haben sie doch alles finanziert, die Führung auf dem Schiff übernehmen und alle wichtigen Entscheidungen treffen. Sie verfügen über die nötige Autorität, der sich alle anderen unterordnen, auch die erste, zweite und vielleicht dritte Generation nach ihnen wird diese Stellung noch halten können, erinnern sich doch alle an die Gründungsväter des riesigen Projekts. Spätestens in der vierten Generation wird es dann die ersten Versuche geben, diese Gruppe abzuwechseln, sagen doch die jüngeren mit Recht, dass sie nicht bereit sind, die Folgen für die Entscheidungen ihrer Urgroßeltern zu tragen, dass dieses Erbe, der Besitz des Schiffes, sich nicht bis in unendliche Generationen fortsetzen kann. Langsam müssen dann jene früher führenden Schichten Entscheidungsbefugnisse abgeben, werden sich anfangs absichern und eine dem amerikanischen Elektoren-System ähnliche Wahlordnung einführen, um zu verhindern, dass machtgierige Volksführer eine totalitäre Alleinherrschaft einrichten können. Nach längerer Zeit wird aber auch dieses Elektoren-System von einer absoluten Demokratie abgelöst, in der jede Stimme das gleiche Gewicht hat und weitumgreifende Koalitionen der verschieden Meinungsgruppen ein Entscheidungsgremium bilden. Ich betone hier absichtlich den Begriff „Meinungsgruppen“ und nicht „Interessengruppen“, weil sich von selbst versteht, dass sowohl die Produktionsmittel, die sowieso von Robotern gesteuert werden, als auch das Raumschiff in das Eigentum der Gemeinschaft übergehen werden. Der Individualismus wird eine Gleichschaltung oder einen Uniformismus verhindern, weil die Entwicklung des „Ich“-s eines jeden einzelnen soweit fortgeschritten sein wird, wie heutzutage schon in der Weltstadt New York, dass alle Mitglieder der Gemeinschaft erkennen, dass ohne Individualismus oder Sonderlinge keine Innovation, Kreativität oder Erfindungsgeist möglich sind. Keiner wird mehr so dumm sein, zu denken, mit dem Tod des Pharaos ende sein eigenes Leben. Jeder wird erkennen, dass die Genialität eines homosexuellen Michelangelos, eines körperlich gänzlich unfähigen Hawkins, eben in ihrer Besonderheit liegt.
Führt die Entwicklung der Menschheit unaufhaltsam zum Kommunismus? Vergessen wir das Schreckgespenst nationalistischer, elitistischer Zurückgebliebenheit. Die bisherige Geschichte hat gezeigt, dass geistiger und technischer Fortschritt nur durch eine immer weitere Aufteilung von Entscheidungskompetenzen, eine Möglichkeit aller Mitglieder einer Gemeinschaft oder Gesellschaft an der Gestaltung der Zukunft teilzunehmen, verwirklicht werden kann.


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