Dienstag, 18. August 2020

129) Bestechung (Korruption) oder Staatsorganisation
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Bestechung (Korruption) oder Staatsorganisation

Der ägyptische Pharao saß auf seinem Thron und ließ sich von den Gesandten Äthiopiens beschenken. Felle von Löwen, Antilopen, reichlich bearbeitete Elfenbeinfiguren, Kristalle, Gläser, Edelsteine und Metalle wurden ihm zu Füßen gelegt, außerdem tausende von Fässern mit Lebensmitteln, die unmittelbar in seine Vorratskammern wanderten. Sehr viele Stämme aus allen Himmelsrichtungen waren zu Tributzahlungen verpflichtet und genossen dafür seinen Schutz, oder wurden wenigstens nicht mehr so häufig von Ägyptern ausgeraubt. Äthiopische Sklaven und Krieger sollten seinen Haushalt und sein Heer stärken. Wenn der Pharao die Gesandten nicht auspeitschen ließ, bedeutete es, dass er mit den Gaben nicht unzufrieden war und nun ein Jahr lang bis zur nächsten Ernte diesen Teil seines Reiches vergessen würde.
Der Minotaurus wartete in seinem Labyrinth auf die Opfer der Athener, jeweils sieben Mädchen und Jünglinge. Natürlich wurden sie nicht von ihm gefressen, wie es die Sage erzählt. Die Insel Kreta brauchte neue, junge Sklaven, Arbeiter, Krieger, aber vor allem neues genetisches Material, um Inzucht zu verhindern. Deshalb forderten sie nicht nur von den Athenern diesen jährlichen Tribut, oder heute nennen wir das Steuer.
Das römische Reich war zu seiner Zeit das organisierteste. Die eroberten Länder wurden dem Staat einverleibt. Augustus verlieh die Konsuln- und Prokonsulnämter, das bedeutete die Führung und das Recht des Steuereintreibens in den einzelnen Provinzen, an den Meistbietenden unter den Patriziern. Diese wiederum teilten ihre Provinz in kleinere Einheiten, die sie weiterverliehen. Und so ging es weiter die Hierarchie hinunter bis zum kleinen Bauern, der diese Steuern bezahlte. Der Wirkungsgrad war niedrig, von zum Beispiel hundert Geldstücken kam ungefähr eines beim Kaiser an. Das gleiche Verfahren wurde bei Handelslinien angewandt, die er an Patrizier verlieh.
Erst Napoleon änderte diese Ordnung oder Unordnung, indem er nach Vorbild der französischen Revolution ein Schulsystem einführte, in dem Staatsbeamte ausgebildet wurden, die dann diese Ämter gegen regelmäßige Bezahlung ausübten. Die Einnahmen des Staates stiegen gewaltig. Natürlich ließen diese Beamten auch gern ein bisschen Geld von Privatpersonen in ihre eigenen Taschen wandern. Deshalb wurde ein Kontrollbeamtentum geschaffen, um dies zu verhindern. Ein neuer Strafsachverhalt entstand, den wir Bestechung nennen.
Und so steht der Staat heute immer vor dem Dilemma seine Handlanger gut genug zu füttern, damit sie nicht bestechlich werden, also loyal oder treu bleiben, aber ihnen doch nicht zu viel zu geben, damit für das Funktionieren und die zu erledigenden Aufgaben genug bleibt.


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