139) Der Todeskampf des Mittelalters
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Der Todeskampf des
Mittelalters
Iphigenie in Aulis, die
Griechen hatten ihre eigenen Götter kritisiert, hatten sich davon befreit,
sich von der Religion vorschreiben zu lassen, was sie denken oder glauben
sollten. Bei den Römern gab es eine Demokratie der Götter, der römische
Bürger konnte sich aussuchen, welchem Hirngespinst er Opfer bringen wollte.
Im Pantheon waren diese alle gesammelt. Und dann kam die Völkerwanderung. Das
römische Reich, geschwächt auch durch die weltverneinende Ideologie des
Christentums, konnte dem barbarischen Schwung der Germanen und Hunnen nichts
mehr entgegensetzen, es zerfiel.
Aber die Germanen waren zu
ungebildet, um zu sehen, dass das Christentum auch sie ins Verderben führen
würde. Die Kirche verbot alle Freudenfeste, Götter und Mythen. Aus den
Saturnalien machte sie Weihnachten und Silvester, aus den germanischen
Göttern christliche Heilige, aus den heiteren Wassernymphen prüde Marien, die
ohne körperliche Freuden Kinder gebären. Das Christentum stieß Europa in eine
tiefe, dunkle Schlucht der Unwissenheit und Prüde. Fast mehr als tausend
Jahre sah es so aus, als ob diese schöne Welt wirklich zum Jammertal
verkümmern würde. Nur der Araber richtete seine Religion so ein, dass sie ihm
sein Privatleben nicht vollständig auffraß.
Dann folgte ein Erwachen:
die Renaissance! Der Mensch, das Wissen stand wieder im Mittelpunkt. Der
Buchdruck half bei der Verbreitung von Gedankengut und brachte am Ende die Demokratie.
Immer weiter wurde der dunkle Geist des Mittelalters zurückgedrängt;
Jerusalem war nicht mehr der Mittelpunkt der Erde, weil sie ja rund ist; die
Erde, das beste Werk Gottes, war nicht mehr der Mittelpunkt des Universums.
Die Geister des Mittelalters schrien „Sodom und Gomorra“, aber die meisten
wollten einfach frei leben. In einigen Teilen der Welt dürfen Homosexuelle
heute heiraten, Andersfarbige und Frauen sind gleichberechtigt, Drogen sind,
wie das Gift Alkohol, legal. Den Moralisten aus alten Zeiten bleibt nur noch
das Sippen-, Stamm- oder Nationalbewusstsein, also Rassismus und Fremdenhass.
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Donnerstag, 20. August 2020
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