140) 1) Sie sehen auf dich herab … 2) Über Tote nur Gutes!
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1) Sie sehen auf dich herab
…
2) Über Tote nur Gutes!
Sie sehen auf dich herab,
wollen dir das Gefühl geben, dass du ein niemand bist, und wenn du dann
bewiesen hast, dass du auch noch besser bist als sie, wollen sie dich mit
offenen Armen in ihre Kreise aufnehmen. Wie erstaunt sind sie dann, ja fast
beleidigt, wenn du ihnen zu verstehen gibst, dass du nicht den geringsten
Wunsch hast, dazuzugehören.
Über Tote nur Gutes
„Hoho! Wirt! Bring uns noch
Wein! Es durstet uns, wie in der Wüste zur Mittagszeit!“ – schrie er durch
den Saal. „Hast du auch noch genug Münzen dafür?“ – fragte der Wirt, als er
einen neuen, vollen Krug auf den Tisch stellte. Wütend warf der Trinkende ein
Säckchen mit klingenden Geldstücken auf den Tisch. „Woher hat er jetzt dieses
Geld? Beim letzten Mal hatte er fast seine Hosen hier lassen müssen. Der hat
seit dem Tod seines Vaters nicht nur sein ganzes Erbe, sondern auch seinen
Verstand versoffen.“ – fragte sich der Wirt. „Aha, da wunderst du dich? Du
Knauserich! Ich habe nämlich die letzte Goldkette meiner verstorbenen Mutter
verkauft!“ – antwortete er in Gedanken, als er dem erstaunten
Gasthausbesitzer ins Gesicht lachte. Aber er wusste auch, dass dies sein
letztes Geld war. Der Alkohol hatte ihn zwar ziemlich herunterkommen lassen,
jedoch wäre er zu feige gewesen, zu betteln, zu stehlen oder gar zu rauben.
Er war sich gewiss, dass er die Stadt verlassen würde. Als sein Geld
aufgebraucht und der letzte Krug geleert war, erhob er sich, warf den Krug
gegen die Wand und ging hinaus. Seine Saufkumpanen riefen ihm nach: „Bis
morgen!“ Aber er antwortete ihnen nicht. Mit dem Mut des Betrunkenen begab er
sich in Richtung Wald, fühlte weder die Dunkelheit, noch die Äste und Zweige,
über die er stolperte, oder die ihm ins Gesicht schlugen. Irgendwann hatte er
dann soviel Alkohol herausgeschwitzt, dass er nach einem Sturz einfach liegen
blieb, wohin er gefallen war.
Als er aufwachte, hatte er
fürchterliche Kopfschmerzen. Doch, was war das? Zu seinen Füßen saß ein Mann,
der betete. Dieser gab ihm einen Krug. „Wein?“ Nein, Wasser, aber kühl und
frisch, genau das Richtige für einen Katzenjammer und eine ausgetrocknete
Kehle. Der Stumme stand auf, ging ein paar Schritte, schaute zurück und
wartete. „Ach, du willst, dass ich dir folge!“ Beschwerlich stellte er sich
zuerst auf alle viere, dann auf die Beine, ein bisschen wankend, aber es
ging. Sie gingen eine Weile, dann hielt der Stumme an, bückte sich und aß ein
paar Pilze vom Boden, der nüchtern Werdende tat es ihm gleich. Ein Stückchen
weiter führte er ihn zu einem Vogelnest, nahm eines der Eier und gab ihm zu
verstehen, auch nur eines zu nehmen, damit der Vogel das Nest nicht verließe,
sondern ein paar neue lege. Der Stumme sagte nie ein Wort, lehrte ihn mit
Zeichen, die Natur zu entdecken. Manchmal hätte unser Verarmter gerne ein
paar Worte gesprochen, aber da er keine Antwort bekam, wandte er sich an die
Tiere. Von Zeit zu Zeit hatte er das Gefühl, als ob diese ihm zuhören würden.
Irgendwann starb dann sein stummer Meister und nun musste der eifrige
Lehrling alleine überleben. Anfangs war er sehr traurig, hatte er sich doch
an seinen Führer gewöhnt.
Wenn sehr selten Leute sich
im Wald verirrten, sprach er aber kein Wort mehr mit ihnen. Vielleicht hatte
er es verlernt, oder sich einfach daran gewöhnt. Mit den Tieren machte er
ihre Töne nach. In der Stadt hatte man ihn schnell vergessen, vor allem weil
er eigentlich keine Schulden hinterlassen hatte, weswegen man auf ihn hätte
böse sein können. Langsam entstanden Legenden und Mythen über einen Heiligen,
der das Erbe seines Vaters verschenkt hatte, und in den Wald gegangen war, um
den Tieren das Wort Gottes zu predigen.
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Donnerstag, 20. August 2020
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