121) IV) Guten Morgen
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IV Guten Morgen
„Du willst also, dass ich an
der Gesellschaft teilnehme. Hm! Aber sie wollen doch alles ausschließen, was
anders ist!“ – „Richtig, alles, weil es unbequem ist.“ – „Unbequem? Ich
beschäftige mich nicht mit ihnen. Warum wollen sie mich dann nicht in Ruhe
lassen.“ – „Die Sache ist nicht ganz so einfach. Stell dir vor, du gehst
jeden Morgen den gleichen Weg, aber jeden Abend ändert jemand die Buslinie,
die Fahrtrichtung in Einbahnstraßen und so weiter! Jeden Morgen müsstest du
ihn neu entdecken. Das ist unbequem. Auch Leute, die anders sind, sind
unbequem.“ – „Haha, ein gutes Beispiel. Also, du möchtest sagen, dass der
Mensch ein Gewohnheitstier ist. Oder ich würde dies Faulheit nennen. Und dann
denken sie auch noch, dass sie besser sind. Dabei ist es egal, ob wir über
Gläubige, Konservative oder Alternative und Liberale sprechen. Der eine der
seinen Nachbarn verurteilt, weil er homosexuell ist, und der andere, der sein
Haus mitten in den Wald baut, weil er die Natur ‘so‘ liebt.“ – „Jede Gruppe,
Richtung oder Mode hat ihren eigenen Kodex. Man könnte es auch als Snobismus
bezeichnen. Grundsätzlich gibt es Sitten, Bräuche. Daraus wird Moral, die dir
von der Umgebung aufgezwungen wird. Auf der anderen Seite stehen Grundsätze,
die du dir selbst aufbauen musst. Das letztere ist harte Arbeit, deine
eigenen Wertvorstellungen in dir zusammenzustellen.“ – „Wenn ich dich richtig
verstanden habe, möchtest du damit ausdrücken, dass gesellschaftliche Arbeit
eigentlich bedeutet, Leute zu erziehen, ihre eigenen Gedanken zu haben. Ist
das überhaupt möglich?“ – „Betrachten wir ein bisschen die Geschichte! Vom
Sklaven, dessen Leben mit dem des Pharaos endete zum heutigen Menschen.“ –
„In Ordnung, es wurde schon ein wenig besser. Aber stell dir eine Firma vor!
Sie kann nur funktionieren, wenn sich alle eingliedern. Wenn da jeder
versuchen würde, seine eigenen Ansichten zu verwirklichen, bräche alles
zusammen. Du kannst von Leuten nicht erwarten, dass sie sich am Arbeitsplatz
wie wirkliche Sklaven verhalten, aber dann im Privatleben den Kopf benutzen.“
– „Du meinst, Erziehung sei nicht genug?“ – „ Richtig! Irgendwann hat Marx
geschrieben: ‘Die Arbeit bestimmt dein Bewusstsein.‘ Diese Aufgabe ist zu
groß oder weitgehend für mich. Ich kann die Leute beeinflussen, aber ich kann
den wirtschaftlichen Ablauf nicht verändern.“ – „Das brauchst du auch nicht!
Mit dem entstehenden Bewusstsein kommt es zu Wünschen und neuen Bedürfnissen.
Der Mensch wird dann von selbst danach streben.“ – „In fünftausend Jahren!“ –
„Dann wärest du für sie veraltet, wie heute Ku-Klux-Klan.“ – „Gibt es keine
Werte oder Ansichten, die ewig gelten? Zum Beispiel Hippokrates oder
Demokratie?“ – „Auch die Demokratie von Athen hat sich weiterentwickelt.
Nicht nur die Mehrheit zählt, sondern die Würde des Menschen, die Teilung der
Staatsgewalten, die Medien als vierte Säule und die Mitsprache des kleinen Bürgers!
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Samstag, 15. August 2020
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