Sonntag, 23. August 2020

168) Nordafrika
Written by Rainer: rainer.lehrer@yahoo.com
Learn languages (via Skype): Rainer: + 36 20 549 52 97 or + 36 20 334 79 74
------------------------------

Nordafrika

Hoch in den Bergen lebte er mit seiner Frau. Im Umkreis von fünfhundert Metern, gab es noch ein paar Häuser. Wenn er nicht verstand, was ihm der Deutsche sagte, ließ er es sich aufschreiben, ging ins Haus und zeigte es seiner Frau, die es ihm übersetzte. Ihr Vater war Gastarbeiter in Deutschland, sie war dort geboren und in die Schule gegangen. Mit dreizehn brachte sie der Vater nach Nordafrika zurück, um sie dort mit einem Einheimischen zu verheiraten.

Es ist ungefähr neun Uhr morgens. Vor dem Haus sitzen Männer und rauchen ihre Sipsi mit Kif-Kif, während eine Gruppe Frauen mit Kindern sich in die Berge begibt. Am Nachmittag um drei Uhr kommen sie mit einem großen Pack Holz auf dem Rücken zurück, während die Männer noch immer dort sitzen und darauf warten, dass sie endlich etwas Warmes zum Essen bekommen. Der Deutsche langweilt sich und fragt seinen Gastgeber, ob er nicht einen Ball hätte. Der Einheimische schaut ihn ein bisschen seltsam an und fragt, wozu er so etwas brauche. „Wir könnten ein bisschen Fußball spielen, anstatt unnütz hier rumzusitzen.“ „Fußball ist etwas für Kinder, oder für Leute, die nichts zu tun haben.“ war die Antwort des verärgerten Gastgebers.

In der Nähe des Zentrums der Stadt gibt es eine kleine Grünanlage von zweihundert Meter Durchmesser, um diese läuft ein mehrspuriger Einbahnverkehr. Der Deutsche sucht einen Taxistand und fragt einen Einheimischen. „Stop the taxi from the road!“ Die Taxis fahren dort immer im Kreis herum, um den Leuten zu zeigen, dass sie funktionieren. Ein Taxi, das nicht fährt, funktioniert nicht.

Du kennst viele Sprachen und verstehst viele Leute. Aber dein Hund ist klüger, als du. Er verständigt sich mit allen Hunden in der Welt. Das klingt fast, wie eine alte, arabische Weisheit.

Geschafft! Endlich in einem Taxi, obwohl der doppelte Fahrpreis bezahlt werden musste, weil der Fahrer sonst nicht bereit gewesen wäre, auch den Hund mitzunehmen. Im Taxi hängen verschiedene Schilder aus. Eines liest sich so: „Défense de cracher!“ (Spucken verboten!) Während der Fahrer immer wieder einmal anhält um für die hinteren Plätze neue Fahrgäste aufzunehmen. Im Allgemeinen hat ein Taxi sechs Mitfahrerplätze: zwei vorne auf dem Beifahrersitz und vier hinten auf den Rücksitzen. Für den Kofferraum findet sich keiner.

Es ist Winter und alles mit Schnee bedeckt. Der kleine, barfüßige Nordafrikaner führt den Europäer durch die Berge um das kleine Dorf herum und erfreut sich seiner Lehreraufgabe, er will dem Fremden die Sprache der Einheimischen beibringen. Er selbst geht fast nie in die Schule, weil er seinem Vater bei der Feldarbeit helfen muss. Deshalb sind seine Fremdsprachenkenntnisse fast nicht vorhanden. Auf dem kleinen Ausflug zeigt er auf Spuren im Schnee, Hasenpfoten und benennt es mit der einheimischen Bezeichnung. Der Europäer will ein guter Schüler sein und wiederholt gehorsam das fremdklingende Wort. Beim nächsten Schneefeld stellt der Europäer seinen Fuß in den Schnee und zeigt darauf. Der junge Nordafrikaner schaut ein bisschen verärgert, weil dies nicht seinen Vorstellungen entspricht, aber lässt sich überreden und gibt auch dieser Spur seinen Namen. Darauf folgt die Hand. Am Ende setzt sich der Europäer kurz in den Schnee, steht wieder auf und zeigt darauf. Dies ist für den Jungen zu viel. Nach dem Ausflug trifft der Europäer diesen Nordafrikaner nie wieder.

Es ist Sommer, ein schöner Tag, der Europäer kommt aus dem Haus, um einen Ausflug zu machen. Der Gastgeber zeigt mit dem ausgestreckten Arm auf eine Bergspitze, mit den Worten, dies sei der höchste im ganzen Land, aber er selbst sei noch nie dort oben gewesen. Der Fremde macht sich auf den Weg. Nach fünf Stunden hat er die Spitze erreicht. Vor seinen Augen öffnet sich ein wunderbarer Ausblick. Aber mit Enttäuschung muss er feststellen, dass es weiter südlich schneebedeckte Bergspitzen gibt. Er nimmt ein paar Brocken von weiter unten und bringt sie nach oben. Wenn dies jeder so macht wird aus diesem Hügel vielleicht doch noch ein richtiger Berg.

Müll begleitet die Landstraße, Plastik verwest nicht, wie die früher benutzten, natürlichen Stoffe, wie Holz und Tierfelle. Nach einer Zeit vermehrt sich die Müllmenge, bildet langsam die Form eines umgedrehten Trichters in den man hineinfährt. Der Trichter wird immer breiter und dann kommt die kleine Stadt in Sicht.


-----------------------------------------------
--------------------------------------------------
-------------------------------------------------
---------------------------------------------------

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen