116) Die schöne Frau und der kleine Hund
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Die schöne Frau und der
kleine Hund
In alten französischen
Filmen erscheint oft eine hübsche Frau, natürlich nicht so leicht bedeckt wie
heute, sondern in einem teuren, bis zum Boden reichenden Kleid in leuchtenden
Farben mit Rüschen, Maschen und anderen Falten, einem großen Hut mit Federn
oder Blumen bestückt. Die Szene beginnt meist in der Garderobe der Frau. Ein
Gentleman in elegantem Anzug sitzt in einem bequemen Sessel und bespricht mit
der hinter einem Paravan sitzenden Frau die letzte oder nächste
Opernaufführung, oder besser, welche Besucher besonders spektakulär waren,
oder welche Konkubine (Weltdame, eigentlich eine ausgehaltene Frau) gerade
von welchem reichen, jungen Aristokraten ausgehalten wurde. Bei jedem
Einfädeln der Schnur in das Korsett und dem Zusammenziehen durch eine
Kammerdienerin bleibt der Schönen einen Moment lang die Luft weg, wodurch
auch der Gentleman zu Wort kommt. Währenddessen schminkt sie ihr Gesicht,
wenn sie nicht zufällig auch dafür noch eine Kammerdienerin hat. Ein Bild aus
dem Rokoko: „Die Toilette der Venus“. Am Ende der Prozedur setzt sie noch
ihren großen Hut auf, unter dem ihr Kopf zu verschwinden scheint, der
Sonnenschirm wird ihr gereicht und natürlich, wie hätte ich das fast
vergessen können, der Hund.
Ein blutrünstiges Tier in
Schoßhundgröße. Ein blaues Schleifchen in seinem Kopfhaarschopf zeigt an,
dass es sich hier um ein Männchen handelt, ein rosarotes ein Weibchen. Dieser
unangenehme Geselle bellt nicht, er kläfft mit einer ziemlich hohen, schneidenden
Stimme und macht sich dadurch aufmerksam und Platz. Sein Name ist, wie könnte
es anders sein, natürlich „Fou-Fou“ (Verückt-Verückt). Und dieser Giftzwerg
hat noch eine andere Funktion, er ist eifersüchtig und reagiert äußerst
aggressiv auf alles, was einem erwachsenen Mann gleicht. Wenn also eine Frau
jetzt einen kennenlernen will, gibt sie ihren Aufpasser an eine
Kammerdienerin oder Freundin weiter.
Er wird gebadet und
gepudert, geht zum Friseur, für ihn wird gekocht und er wird gepflegt, wenn
er krank ist. Wie gut, dass er nicht sprechen kann. Was würde er wohl
erzählen? Vielleicht viel Blödsinn oder viel Interessantes?
Die Zeiten und Kleider haben
sich geändert, aber der Schoßhund ist der gleiche geblieben.
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Freitag, 14. August 2020
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