111) der Kampf gegen Dinosaurier
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Der Kampf gegen Dinosaurier
Die alten Dinosaurier waren
schon fast ausgestorben. Sie hatten das neunzehnte Jahrhundert in das
zwanzigste hinübergerettet und dachten, dass es ewig dauere. Ja, das
neunzehnte Jahrhundert! Eigentlich viel Positives! Leute wie Darwin, die uns
endgültig die Augen öffneten. Die Naturgesetze ersetzten Gott. Aber es gab
auch Angstmacher wie Mary Shelley – Frankenstein, Robert Louis Stevenson –
Dr. Jekyll and Mr. Hyde. Der Mensch solle sich nicht überschätzen. Sie waren
oft mit Religiosität verbunden. Und genau diese Mischung aus Gottglauben und
der Falschinterpretation von Wissenschaft führte jetzt zu Nationalismus,
Rassentheorie und Faschismus. Auch nach dem zweiten Weltkrieg sah es eine
Zeitlang noch immer so aus, als hätten sie nichts gelernt. Und dann kam die
Befreiung mit Hippie und Punk.
So dachten wir das in den
achtziger und neunziger Jahren. Der Kampf um persönliche Freiheit, das Recht
der Frauen auf Abtreibung, die Legalisierung der Drogen, freies Reiserecht
für alle, das Zurückdrängen veralteter, religiöser Moral. Besonders die
Entwicklung innerhalb der Europäischen Union, der Zusammenbruch des
sowjetischen Blocks und die Aussicht, dass auch diese Länder in eine
europäische Union aufgenommen würden, die gemeinsamen Weltraumprogramme mit
einer internationalen, um die Erde kreisenden, ständigen Weltraumstation
deuteten darauf hin, dass die ganze Erde bei der Eroberung des Weltalls
zusammenarbeiten würde.
Und hier kommen die
zwanziger Jahre im einundzwanzigsten Jahrhundert. Man hat das Gefühl, die
Dummheit kehre im hundertjährigen Zyklus wieder. Nationalismus, Kirchen und
Sekten. Sie alle sehen zurück. Für sie ist der Liberalismus eine Seuche. Sie
wollen nicht frei sein. Dies liegt vor allem in einem veralteten
Geschichtsbild aus der Schule. Der große König und sein großes Land. Aber
wissen die denn nicht, wie sehr die kleinen Leute unter diesen großen
Herrschern leiden mussten?
Wie aber lässt sich diese
Verschiebung nach rechts erklären? Der Hinweis auf wirtschaftliche Probleme
ist hier zu wenig. Für jede Entwicklung in der Natur, Gesellschaft,
Wirtschaft usw. gibt es eine Gegenbewegung. Die Globalisation, eine Öffnung
in Richtung Welt, ruft verständlicherweise Angst vor dem Verlust der eigenen
Identität hervor, besonders bei Leuten, deren „Ich“ auf ein
Gruppenbewusstsein oder einen bestimmten Platz in der/einer Gruppe aufbaut.
Die Auflösung dieses Hintergrundes bringt die Farblosigkeit des Einzelnen zum
Vorschein. Fast rührend klingt die Empörung des Geistlichen, wenn er an
Ritualtagen immer weniger seiner Schafe kommen sieht, sein Einfluss auf die
Gemeinschaft schwindet, die jungen Leute diese verlassen, weil sie in der
alten, traditionellen Welt keine Zukunft sehen. Schwer zu verarbeiten dünkt
der Übergang von kitschiger Nationaltracht, Humtata-Volksmusik und zu fettem
Essen zur scheinbar uniformen Adidas, T-Shirt, Coca-Cola und Pop-Kultur.
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Donnerstag, 13. August 2020
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