Sonntag, 2. August 2020

65) Mangel, Realität, Mystik, Technik, Moral, Prinzipien
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Mangel, Realität, Mystik, Technik, Moral, Prinzipien

Ein amerikanischer Moralphilosoph soll auf die Frage, wie er sich über Moral äußern könne, wo er doch so unmoralisch lebe, geantwortet haben: „Haben Sie schon einmal einen Wegweiser gesehen, der auch in die Richtung geht, in die er zeigt?“
Es scheint mir an dieser stelle angebracht, zu erwähnen, dass Moral, die Regeln sind, die uns von der Gesellschaft aufgezwungen werden und Prinzipien die, die jeder für sich selbst und in sich selbst verfasst.
In New York gibt es tausend Regeln und Gesetze. Angefangen bei Regeln im Lift, Haus, Park, Verkehr, Büro und so weiter ist alles ordnungsgemäß geregelt. Unser Leben würde wahrscheinlich nicht mehr funktionieren, würden wir sie alle einhalten. Aber wenn der Mensch noch erwachsener wird, lassen sich diese vielleicht in Hinweise umwandeln. In diesen großen Städten sind wir also Meister geworden, diese Hindernisse wie im Slalomlauf zu umgehen.
In ländlichen Gegenden, wie zum Beispiel zwischen Mississippi und Missouri dagegen, in denen, wenn überhaupt, nur Kleinstädte existieren, leben sehr viele Leute in Einsiedlerhöfen und treten sich nur in den Kneipen gegenseitig auf die Füße. Genau dort, wo man sich einen Haufen Regeln und Gesetze eigentlich sparen könnte, weil man sowieso keinen stören würde, sind die Leute noch religiöser und moralischer. Als ob in ländlichen Gegenden, in der Einsamkeit eine Art Mangel an Regeln und Moral empfunden würde. Die Frage ist nur, warum die Leute etwas, was ihnen Nutzen bringt, aber deren Funktion sie nicht immer verstehen, mit etwas Anderem vertauschen, was ihnen keinen Nutzen bringt und sie auch nicht verstehen.
Nun, das gleiche scheint, für die Mystik zu gelten. Nachdem zum Beispiel das 19. Jahrhundert, als Auswirkung der Aufklärung, großartige technische Neuerungen hervorgebracht hatte, schrieben Mary Shelley „Frankenstein (veröffentlicht 1818)“ und Robert Louis Stevenson „Mr Jekyll and Mr Hyde (veröffentlicht 1886)“, die unter der Bezeichnung „Gothic Novels“ laufen.
Und heute? In einer Zeit, in der auch das „Auf die Toilette gehen“ schon automatisiert und technisiert ist, in der ein Leben ohne Technik völlig unmöglich scheint, wird Esoterik und esoterische Literatur immer beliebter. Wahrscheinlich wissen die meisten Anhänger dieser Richtung überhaupt nicht, woher dieses Wort eigentlich kommt, oder was es bedeutet. Es kommt aus dem Altgriechischen und wurde zum Beispiel von Gotthold Ephraim Lessing in seiner „Hamburgischen Dramaturgie“ für Leute angewandt, die in die Geschehnisse der Theaterwelt eingeweiht waren, die anderen waren für ihn die Exoteriker, oder Außenstehenden.
Esoterik hat sehr oft auch ein politisches Gesicht. Die letzten, nationalistischen Wellen laufen durch Europa, mit Schamanen, die 2012 im ungarischen Parlament um die dort ausgestellte „Heilige Königskrone“ tanzten.
Eine ländliche Gegend mit vielen Einsiedlerhöfen und einem Dorf mit einer Kirche, einer Kneipe und hauptsächlich älteren Bewohnern, weil die jüngeren fast ausnahmslos in die Stadt abgewandert sind. Es wird viel über die Jugend, Juden, Zigeuner, Einwanderer, Stadtbewohner und so weiter gesprochen. Jeder Neuankömmling, jedes neue Geräusch, selbst neue Tiere werden misstrauisch aber auch mit Neugier von der Seite betrachtet. Das Neue soll nicht bemerken, dass es Interesse erweckt hat. In einer geschlossenen Gesellschaft entsteht unausweichlich ein Mangel an Abwechslung.
Der Wecker klingelt, das Licht im Badezimmer schaltet sich automatisch ein, sobald jemand eintritt, während die Kaffeemaschine und der Toaster ihren Funktionen nachkommen. Nur waschen und anziehen müssen wir uns noch selbst. Wir fahren mit dem Lift in die Garage, das Tor öffnet sich durch Fernbedienung, das GPS zeigt uns, auf welchen Weg es keine Staus, Straßenarbeiten oder andere Behinderungen gibt. Die Tür zum Büro öffnet sich durch den Kontakt der Eintrittskarte mit dem Laserableser. Der eingeschaltete Computer informiert über die bevorstehende Arbeit. Wie gut ist es, am Abend ein esoterisches Buch zu lesen.
Amsterdam, das europäische Symbol für Drogentourismus, innerhalb dieser Stadt der rote Bezirk mit seinen Coffee-shops, in denen Haschisch legal vertrieben wird. Der größte Teil der Gäste sind Ausländer, die mit einem zufriedenen Lächeln eine Limonade trinken, nachdem sie ein paar Haschischzigaretten geraucht haben.
Skandinavische Touristen in zum Beispiel Estland. Teilweise betrunken bis zur Ohnmacht. Eigentlich sehen sie von ihrem Zielland nicht viel, weil die Reise- und Getränkekosten noch immer niedriger sind, als ein Abend in einer schwedischen Kneipe.
Al Capone, der legendäre Mafioso-Chef wurde reich, weil er davon profitierte, dass Alkohol in den dreißiger Jahren in den U.S.A. verboten war.
Ein Besucher in Marokko hat seinem Gastgeber eine Flasche Schnaps oder Branntwein mitgebracht und weiß, dass der Marokkaner jetzt ein paar Stunden unbrauchbar sein wird, weil jener nämlich die Flasche sofort bis zum letzten Tropfen leert.
Nicht nur die heutige Presse beschäftigt sich mit kirchlichen Institutionen, in denen Minderjährige sexuell missbraucht wurden und wahrscheinlich werden, wobei die Übeltäter der weltlichen Gerichtsbarkeit nicht überstellt werden. Auch klassische Schriften erzählen davon, dass sich ein älterer Priester oder eine ältere Priesterin in ein jüngeres Mitglied der ihm oder ihr anvertrauten Kinderschar verliebte. Ein puritaner Verein gebärt zwangsläufig Perversitäten.


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