Sonntag, 2. August 2020

68) Deutschland
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Deutschland

Begrenzt von den Alpen im Süden, dem Rhein im Westen, dem polnischen Flachland im Osten, der Nordsee, der jütischen Halbinsel und der Ostsee im Norden.
Das ist Deutschland, eine multinationale Gesellschaft, wenigstens in den Großstädten, und der wirtschaftliche Motor Europas mit einem respektierten, weiblichen Regierungsoberhaupt an der Spitze, für die meisten Wirtschaftseinwanderer der Traum der Zukunft.
Schon sehr früh, lange vor unserer Zeitrechnung kamen die ersten indoeuropäischen Gruppen in das Gebiet um den Baltikum, dies waren die Germanen. Sie waren Fischer, Jäger, manchmal Bauern, aber vor allem, wie zu jener Zeit die meisten Völker kalter Regionen Krieger. Hochgebaut, meistens blond, von starkem Körperbau, so beschreibt sie Julius Cäsar. Für den gebildeten Römer wahrscheinlich einfach primitive Barbaren, die in Erdlöchern hausen.
Doch schon Augustus musste erfahren, dass diese Bewohner der rauen Wildnis durchaus zusammenarbeiten können, wie zum Beispiel unter der Führung von Armin dem Cherusker (später im Hochdeutschen: Herman der Cherusker). Die Germanen lockten die römischen Legionen in den Teutoburger Wald, wo die Römer ihre wirksame Schildkrötenformation nicht anwenden konnten und griffen die italienischen Eindringlinge von allen Seiten an. Ungefähr 60 Jahre später unter Kaiser Titus fand man dann die jämmerlichen Überreste dieser Legionen, von denen keiner, auch nicht ein einziger geblieben war, der Rom über ihr Schicksal hätte informieren können. Am Ende des 19. Jahrhundert sollten sich dann deutsche Chauvinisten darauf berufen, dass dies das Zeichen ersten Deutschtums gewesen sei.
Weiterhin passierte nicht viel bis zur Völkerwanderung. Aus dem Osten strömten neue Völkergruppen nach Europa, dies brachte alles in Bewegung und unter dem ständig wachsenden Druck brach das 1000-jährige römische Reich zusammen. Viele Germanen hatten in Attilas zusammengewürfelter Armee gedient, auch die Römer benutzten germanische Krieger. Die Römer bezahlten sie, Attila versprach ihnen reiche Räuberbeute.
Als sich diese Wellen wieder gelegt hatten, entstand das Frankenreich, und nach dem Tod Karls des Großen wurde es in drei Teile geteilt. Frankreich, das Mittelreich und Deutschland. Im Vertrag von Verdun 843 erschien zum ersten Mal das Wort „Teutonen“ und „Teutonikum“, woraus sich später das Wort „Deutsch“ bilden sollte. Das West- und Ostreich teilten sich das Mittelreich auf, was zum Beispiel im Fall von Elsass-Lothringen zu einem jahrhundertelangen Streit führte.
Dann wurde das Ostreich immer stärker, eroberte sogar Norditalien, brachte den Vatikan unter seine Kontrolle und übernahm die Kaiserkrone. Die Benennung „das Heilige, Römische Reich Deutscher Nation“ wurde erst im 19. Jahrhundert geboren, um deutsche Chauvinisten zu befriedigen.
Der Investiturstreit zwischen König und Kirche (Wer ernennt die kirchlichen Würdenträger), das Stärker Werden der Fürsten und Landherren, oder der freien Städte, all dies führte langsam zu einem Zusammenbruch der Zentralgewalt, vielleicht wollten die Deutschen, die noch nicht wussten, dass sie Deutsche waren, lieber frei anstatt groß sein.
Österreich übernahm die Kaiserkrone und Deutschland sah wie ein Flickenteppich mit vielen kleinen Lokalherrschaften aus. Leider beschränkte sich die obengenannte Freiheit nur auf die Aristokraten; Sie erhoben immer höhere Steuern und Zölle, verhinderten den freien Warenfluss und somit die wirtschaftliche Entwicklung, die durch einen großen Markt und Konkurrenz hätte gefördert werden können.
Zuerst die Pest und dann der 30-jährige Krieg taten das ihre. Aber dieser europäische Krieg auf deutschen Boden brachte das Ende der katholischen Habsburg-Hegemonie und den Durchbruch des Protestantismus. Diese neue Religionsrichtung ergab eine Umstrukturierung in der Gesellschaft, eine Säkularisierung (Verweltlichung) des Lebens, eine neue Definition der Arbeit: Sie war keine Strafe mehr, sondern ein Weg, das kommende Paradies schon auf Erden vorzubereiten.
Die Kreuzzüge waren möglich durch religiösen Eifer, der moderne Autoritätsstaat durch Disziplin. Ein kleines Fürstentum, Preußen, im Herzen Ostdeutschlands gliederte zuerst seine kleinen Nachbarn ein, um dann die größeren Gegner anzugreifen. Vielleicht hatte auch Napoleon etwas davon gelernt und machte es noch besser. Nach der Restauration wuchs die Macht Preußens schnell.
Mit dem Sieg über Frankreich 1870/71 war es für die Deutschen klar, ganz Deutschland sollte unter seiner Führung vereinigt werden. Die Frage war nur, ob es eine kleindeutsche oder eine großdeutsche Lösung mit Österreich sein sollte. Aber 2 Herrscher im Reich sind zu instabil. Der britische Premier dieser Zeit, Disraeli, sah im deutschen Junker, Bismarck, die Möglichkeit, in Europa so viel Unfrieden zu stiften, dass Österreichs, Frankreichs und Russlands Kräfte in Europa gebunden seien und England global seine eigene Führung aufrechterhalten könne.
Der Hunger Preußens und des entstandenen neuen deutschen Reiches nach Macht war unersättlich, und der vereinigte deutsche Markt verstärkte dieses Gefühl nur noch. Preußen wollte England auch auf dem Meer Konkurrenz machen. Der erste Weltkrieg brachte die Auflösung dieser Spannungen und den Eintritt der U.S.A. auf die Weltbühne. Deutschland verlor den Krieg und die preußische königliche Führung floh, sie sollte nicht zurückkehren.
In den ersten Nachkriegsjahren kamen in vielen Teilen des Landes Räterepubliken zustande. Aber die Industriellen und das Ausland hatten Angst vor dem Volk. Und nach der Wirtschaftskrise von 1929 fanden sie 1933 ihren Führer. Sie dachten, dass sie ihn in Schach halten könnten, aber ließen sich am Ende von ihm entweder mitreißen oder einschüchtern.
Natürlich konnte dieses kleine „Großdeutsche“ oder „3. Reich“ (1: Das römische Reich, 2: Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, 3: Das Dritte Reich) den Krieg gegen die ganze Welt nicht gewinnen. Aber die Deutschen luden sich zusätzlich noch eine andere Schuld auf: Die Vernichtung von 6 Millionen Menschen, darunter: Juden, Zigeuner, Oppositionelle. Nicht zu sprechen von den Millionen Soldaten und Zivilisten, die auf der ganzen Welt starben. Die meisten in den Konzentrationslagern ließ man jämmerlich verhungern, oder sie starben geschwächt an Krankheiten in unzulänglichen Baracken, viele in Gaskammern, die man wahrscheinlich benutzte, um die neuesten Kampfgase an ihnen zu testen, oder in Versuchskrankenhäusern, in denen man die grausamsten medizinischen Versuche durchführte, oder sie einfach quälte.
Es ist schwierig zu erraten, was ein ganzes Volk in diesen Wahnsinn treiben konnte; Und die Klügeren von ihnen, die es hätten sehen müssen. Ich kann verstehen, dass jeder überleben will, und lieber den Mund nicht aufmacht. Aber die meisten machten aktiv mit, und Länder wie Ungarn sprangen auf den „Siegeszug“ auf.
Der Alptraum sollte rund 12 Jahre dauern, dann kam das große Erwachen. Die deutschen Nationalisten hatten einen Trümmerhaufen hinterlassen.
Physisch war Deutschland vernichtet und die seelischen Wunden waren tief. Das Land wurde in 4 Besatzungszonen aufgeteilt, die russische, die englische, die französische und die amerikanische. 1949 gab es die ersten Wahlen in den vereinten westlichen Zonen. Aber nicht die linksgerichteten Demokraten, die zum Teil für Deutschland in den Konzentrationslagern gestorben waren, gewannen die Wahlen, sondern die rechtsgerichteten Mitmacher und Mundhalter. Hatten die Deutschen nichts gelernt? Waren die Schrecken des Krieges nicht genug gewesen? Leute, wie Berthold Brecht, gingen lieber in die gleichzeitig entstandene DDR.
Es brauchte noch rund 15 Jahre, bis Willi Brandt gewählt wurde; Er drückte aus, was sehr viele im Inland und Ausland dachten: „Ich bin der erste Kanzler, der kein Nazi war.“ Und er brachte die Öffnung in der Außenpolitik, als er bei einem Staatsbesuch in Warschau vor dem Denkmal der verstorbenen, polnischen Soldaten des 2. Weltkrieges niederkniete. Damit hatte Deutschland seine Würde wiedergefunden.


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