80) Kleinasien bis zur Türkei
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Kleinasien bis zur Türkei
An der Grenze zwischen Europa und Asien, im
Norden vom Schwarzen Meer, im Süden vom Mittelmeer, im Westen vom Ägäischen
Meer und im Osten vom Taurus-Gebirge begrenzt, war es Jahrtausende lang ein
Durchzugsgebiet von Rassen, Völkern und Kulturen verschiedener Art.
Der Neandertaler und später vor 80 – 100 000
Jahren der Cro Magnon (Homo Sapiens = der Name für den ersten modernen
Menschen) kamen über diese Landbrücke nach Europa.
Während sich auf Kreta die Minos-Kultur
entwickelte, bewohnten die Hetiter, die zur Indoeuropäischen Sprachfamilie
gehören, das Gebiet zwischen Taurus und Mittelmeer, also die heutige,
östliche Türkei und trieben mit den Ägyptern regen Handel.
Einige Erdbeben, Dürre, schlechte Ernten und die
Seevölker brachten das Ende der Bronzezeit in diese Region im 13. Jahrhundert.
Zarathustra entwickelte seine Religion, die die
Welt in zwei Mächte aufteilt: eine Gute und eine Böse im Taurus-Gebirge.
Später sollten auch die Chinesen dieses Weltbild in ihrem Ying und Yang
übernehmen.
Die Griechen gründeten Kolonien an der westlichen
Küste und die Phönizier im Norden, am Schwarzen Meer.
Aber über das innere des Landes wissen wir noch
wenig. Erst die Perser machten es sich untertan und bauten die bis dahin
längste Straße, von Babylon bis an das Ägäische Meer. Sie brachten den
Griechen nicht nur Krieg, sondern auch ihre Kultur und Zarathustra.
Dann kamen die Kelten und zogen bis Irland,
Spanien, raubten Rom aus, plünderten Delphi, andere verloren sich in
Kleinasien.
Alexander der Große, der König der Makedonier war
der nächste. Er trieb hier die persischen Truppen vor sich her.
Als das Reich nach seinem Tod zusammenbrach,
entstand in diesem Gebiet ein Machtvakuum mit vielen kleineren Fürstentümern,
wie zum Beispiel das der Armenier.
Die Römer gliederten es in ihren wirtschaftlichen
Kreislauf ein und durchzogen es mit Straßen und eine lange Zeit der Ruhe
begann, mit einem verhältnismäßigen wirtschaftlichen Aufschwung.
Erst die Araber und ihr heiliger Krieg brachten
wieder ein bisschen Bewegung in dieses lauwarme Wohlbefinden.
Vom 10. bis zum 13. Jahrhundert wechselten sich 4
Mächte immer wieder ab: das byzantinische Reich, arabische Kalifaten,
christliche Kreuzritterfürstentümer und türkische Stämme.
Besonders diese türkischen Völker warteten nur
auf ihre Gelegenheit, um hier einen Staat zu errichten. Bis Ende des 14.
Jahrhunderts gelang es Byzanz auch immer wieder zurückzudrängen, und 1453
fiel diese letzte Bastion christlichen Glaubens im östlichen Mittelmeer.
Zu jener Zeit gab es in Europa kaum jemanden, der
sich besonders damit beschäftigt hätte, einige freuten sich sogar darüber.
Venedig, weil es seine Handelskonkurrenz verloren hatte, Rom weil es dachte,
jetzt der einzige Vertreter der christlichen Religion zu sein. Erst im
Nachhinein, Jahrhunderte später, im Rückblick musste man feststellen, dass
dieser Staat am Bosporus, oder Hellesponts, wie ein Pfropfen, die Türken
bisher davon abgehalten hatte, in Europa einzufallen.
Und jetzt kamen sie, machten aus dem damaligen
Konstantinopel ihr Zentrum und breiteten ihre Macht in alle Richtungen aus,
von der Krim bis vor Wien, von Sizilien über Ägypten bis Persien. Nur
Gebirgsketten, schlechte Wetterverhältnisse im Winter und besser ausgerüstete
und organisierte Festungen, wie Wien oder die polnischen und deutschen Burgen
konnten diesen Sturm bremsen oder gar aufhalten. Sie überrannten alles bis
Wien, ohne nennenswerten Widerstand. Und so sollte das auch bleiben, bis zum
18. Jahrhundert.
Das osmanische Reich war zu groß geworden. Bisher
hatte es sich von Eroberungen und Raubzügen ernährt, aber nun waren die
Entfernungen zu groß geworden. Wenn sich das Heer des Sultans im April in
Istanbul sammelte und dann aufbrach, brauchte es schon 3 – 4 Monate, bis es
ins Karpatenbecken kam. Dort musste es zuerst die vorherigen Eroberungen neu
organisieren und konnte erst danach weiter vordringen. Bis man die Grenzen
erreicht hatte, war es wieder kälter geworden, was bei der damaligen
Heerführung einen Rückzug nötig machte. Kriegshandlungen konnten zu jener
Zeit im Winter nicht geführt werden.
Zur Zeit des ersten Weltkrieges nannte man es nur
noch den kranken Mann Europas. Bis nach dem 2. Weltkrieg hatte es dann alles
verloren. Und selbst heute wollen sich noch einige Volksgruppen, wie zum
Beispiel die Kurden, aus diesem Staat abtrennen. Nur durch tatkräftige
Unterstützung der U.S.A. und der Europäischen Union wird die Türkei in ihrer
heutigen Form erhalten.
Derzeit ist es die Brücke zwischen islamischer
Welt und europäischer Kultur, strategischer Stützpunkt der Amerikaner im
Nahen Osten, geschüttelt von inneren Spannungen, zwischen religiösem
Fanatismus und historisch falsch interpretiertem Nationalismus.
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Mittwoch, 5. August 2020
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