Sonntag, 2. August 2020

62) Die Bibel der Literatur – Goethe, Faust
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Die Bibel der Literatur – Goethe, Faust

Alle kennen ihn, Goethe überall, in jeder Stadt in Deutschland gibt es eine nach ihm benannte Straße.
Das ganze Mittelalter hindurch gab es immer wieder Legenden von Leuten, die als Wunderdoktor oder Hexer geehrt oder gejagt wurden. Sie waren neugierige Leute, die sich ein bisschen tiefer in die Dinge der Natur vertieften und oft als Friseur oder Barbier arbeiteten. Zu jener Zeit war dieser auch der Arzt und zuständig zum Beispiel für das Zähne Ziehen. Sie experimentierten mit allem möglichen und manchmal hatten sie Glück. Vielen wurde nachgesagt, mit dem Teufel einen Bund geschlossen zu haben, um besondere Fähigkeiten oder das ewige Leben zu erhalten. Zu jener Zeit verfügte nicht nur Gott über die Verteilung dieser Gunst, sondern auch der Teufel. Und einer dieser Begünstigten war Doktor Faust. Einer der vielen vor Goethe, die diesen Gedanken aufgegriffen und daraus eine Geschichte gemacht hatten, war zum Beispiel ein Engländer namens Marlowe.
Goethe beginnt sein Werk mit einem Vorspiel, bei dem er sich über das Theater als Geschäft und den Dichter als reinen Beschreiber von Unterhaltungsszenen beklagt, der verpflichtet werden soll, das unwissende, uninteressierte Publikum zum Lachen und Weinen zu bringen. Dann werden wir in den Himmel zu einem kleinen Dialog zwischen zwei alten Herren eingeladen, die sich die Weltherrschaft teilen, der Gute und der Böse. Und wer bis dahin nicht die Geduld verloren hat, wird sogleich mit der eigentlichen Geschichte belohnt. Goethe verbindet sie mit einem damals aktuellen Ereignis, das damals alle Zeitungen füllte. Ein schwangeres Mädchen war von ihrem Liebhaber alleingelassen worden. Die Welt brach für sie zusammen. Jetzt war sie in den Augen der Welt eine Hure und würde ausgestoßen. In ihrer Verzweiflung beschloss sie, das Kind im Geheimen zur Welt zu bringen und dann umzubringen. Was hätte das arme Ding auch anders tun können, hatte sie doch schon sehr viele solche Beispiele gesehen. Aber die Sache wurde bekannt und sie von einem Gericht zum Tode verurteilt. Goethe war wahrscheinlich wie die meisten seiner etwas aufgeklärteren Zeitgenossen darüber empört, dass die Gesellschaft diese jungen Frauen förmlich zu so einer Tat trieb, um sie später verurteilen zu können.
Der einfache Aufbau der Handlung eignete sich auch für die Oper und andere Kunstzweige.
Im zweiten Teil wird es dann interessant. Goethe gibt hier einen persönlichen Überblick über 2500 Jahre europäischer Kulturgeschichte. Ich will hier nur 2 kurze Beispiele aufführen:
-        Faust ist mit Mephisto am königlichen Hof und sie sollen auf Befehl der hohen Herren etwas Besonderes zur Schau bieten. Mephisto lässt Paris und Helena, das schönste Paar erscheinen. Faust verliebt sich in Helena und verlangt von Mephisto ihm diese Frau zu verschaffen, worauf der christliche Herr der Unterwelt erwidert, was wahrscheinlich die erste offene Leugnung Gottes war, dass er nur auf die christliche Götterwelt einen Einfluss habe und für die griechische Mythologie andere zuständig wären.
-        Faust und Mephisto sind mit Hilfe von verschiedenen Zaubertricks und in Begleitung einer in einem Glasbehälter aufbewahrten aus Aminosäuren bestehenden Flüssigkeit namens Homunculus (kleiner Mensch) nach Griechenland gekommen, wo dieser künstliche Mensch, der den Ursprung des Lebens sucht, so nahe an den Katermeran einer Meernymphe kommt, dass sein Glas zerspringt und seine Flüssigkeit sich im Meer verteilt. Auf diese Weise hatte er schon vor rund 200 Jahren das Rätsel gelöst: Das Leben kommt aus dem Meer (Dieser Gedanke stammt eigentlich von Epikur 341 – 270 vor unserer Zeitrechnung, dessen Schriften Goethe ganz sicher im Original las.).
Dass sein Werk so wenige gelesen haben, hängt mit seiner Zeitlosigkeit zusammen und sein Verständnis ist nur möglich, wenn der Leser sich vorher eingehend mit fast allen wissenschaftlichen Gebieten der Natur und Kultur beschäftigt hat.


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