77) Griechenland
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Griechenland
Heinrich Schliemann hatte sich intensiv mit
kretischer Kultur beschäftigt und dabei war es ihm gelungen, das Löwentor auf
Kreta und Troja in Kleinasien in der Nähe des Bosporus oder Hellesponts
auszugraben. Homer hatte also nicht gelogen. Troja war weiterhin kein
Hirngespinst mehr. Sie waren große Seefahrer gewesen, hatten in der damaligen
Welt überall Kolonien gegründet, und trieben mit Phöniziern und Ägyptern
regen Handel. Wahrscheinlich bedeutet auch die Geschichte von Theseus und dem
Minotaurus nichts anderes, als dass die eingewanderten Athener (Ionier, Äolier,
Dorer, Achäer) dem König von Kreta tributpflichtig waren. Natürlich wurde in
Kreta zu dieser Zeit kein Menschenfleisch mehr gegessen. Vielleicht gab es
noch Menschenopfer, aber wahrscheinlich mussten die dorthin verschleppten
Jungen und Mädchen als Sklaven dienen, oder helfen, die Einwohnerzahlen
aufzubessern.
Langsam wurden besonders Athen und Sparta
stärker. Beide mit einem anderen politischen und gesellschaftlichen Model.
Die eine Stadt, Sparta, mit einem militärischen 2 König System. Während der
eine König an der Spitze seiner Truppen in den Krieg zog, und oft auch als
erster starb (siehe Leonidas bei den Thermopülen), hielt der andere König zu
Hause die Stellung. Wenn etwas Schreckliches geschah, wurde er dafür
verantwortlich gemacht und nicht selten mit dem Tode bestraft. Fast ein
demokratisches Königtum. Die andere Stadt war Athen. Das erste Modell für
eine elitistische Demokratie, da Frauen, Sklaven und Nichteigentümer kein
Stimmrecht hatten. Handel, Kunst und Kultur blühten, weil sie offen waren.
Die Schrift und Zahlen wurden von den Phöniziern übernommen, die Medizin und
ein Teil der Baukunst kamen aus Ägypten.
Während der Perserkriege ließ man sich noch zum
Beispiel die Lehre von Zarathustra vermitteln. Und damit konnte die Kritik an
den Göttern beginnen. Zarathustra hatte nämlich die Welt in eine gute und
eine schlechte Macht aufgeteilt. Die Griechen entwickelten dies weiter, und
es war für sie klar, dass die göttliche Größe nur in ihrer Güte bestehen
könne. Nach der Vertreibung der Juden aus Palästina, von denen viele auch
nach Griechenland flüchteten und den Monotheismus mitbrachten, konnte hier
auf diese Weise das Christentum entstehen.
Aber zuerst noch zurück zu Alexander. Die Perser
waren für die Griechen ein gemeinsamer Feind gewesen. Doch jetzt kam einer,
der, wenn er das auch nicht oft zeigte, doch in ihrem Geist erzogen worden
war, und dazu noch von einem der größten Meister der Antike, von Aristoteles.
Alexander, man sollte ihn später den Großen nennen, nahm alles im Sturm.
Zuerst fiel ihm Griechenland in die Hände, dann nach der Reihe Persien,
Ägypten, die Gebiete bis zum Indus. Nur Afghanistan wollte er nicht erobern.
War dieser Größenwahnsinnige etwa klüger, als die Engländer im 19.
Jahrhundert, die Russen 1979 oder die Amerikaner 2002? Die Welt musste ihn,
der sich selbst für einen Gott hielt, nicht lange ertragen. Nachdem seine
eigenen Soldaten ihn dazu gezwungen hatten, vom Indus den Rückzug anzutreten,
gab er sich noch mehr als zuvor dem Alkohol hin. Schließlich starb er
ziemlich jung und sein Reich zerfiel kurz danach.
Aber die Auswirkungen auf die östliche
Mittelmeerwelt blieben. Die griechische Sprache und Kultur bestimmte die
Verständigung zwischen den verschiedenen Völkern. In Alexandria zum Beispiel
wurde das Alte Testament (damals natürlich noch nicht unter diesem Namen) ins
Altgriechische übersetzt.
Aber kaum ein paar Jahrhunderte nach dem Tod des
Makedoniers, Alexander, sollte ein barbarisches Volk der Freiheit der Griechen
ein Ende bereiten. Die Römer hatten sich durch ihre Siege in den punischen
Kriegen gegen die Karthager das westliche Mittelmeer gesichert und stillten
jetzt ihre unersättliche Gier im östlichen. Sie hatten das Problem gelöst,
das bei den Griechen mit der Freiheit unverträglich war. Ein starker Staat
führt unweigerlich zu einer Einschränkung der persönlichen Bewegungsfreiheiten.
Aber ein wirksames Auftreten von Individualisten gegen einen Feind, deren
Mitglieder über so wenig eigenes, aber so viel gemeinsames Bewusstsein
verfügen, war nicht möglich. „Inter arma silent Musae.“ – Wenn die Waffen
sprechen, schweigen die Musen.
Sehr viele von ihnen wurden als Sklaven
verschleppt und brachten den Hellenismus nach Rom. Nach den ersten Raubzügen
lernten aber auch diese Barbaren, den Wert der griechischen Kultur zu
schätzen und bewahren, was sie wegtransportieren konnten. Im dritten und
vierten Jahrhundert hatten sogar einige Kaiser die Idee die Hauptstadt an den
Bosporus zu verlegen. So entstand Konstantinopel.
Und nach der Teilung des römischen Imperiums
wurde Griechenland wieder das Zentrum eines Reiches, mit Altgriechisch als
Staatssprache. Anfänglich gab es vier Päpste, den in Rom, Karthago,
Alexandria und Konstantinopel. Während die Vandalen dem Papsttum in Karthago
ein Ende setzten, taten die Krieger des Islam das gleiche in Alexandria. Dann
kam nicht nur eine politische, sondern auch eine religiöse Trennung und
Griechenland übernahm die Führung der orthodoxen Kirche. Man darf nicht
glauben, dass diese besser war, als die katholische. So schlossen sie 528
unter Justinianus auch die letzte Akademie in Athen.
Bis 1453 beherrschte man den Bosporus, machte
Eroberungen bis Algerien und Ravenna, schlug sich sowohl mit Arabern als auch
mit Kreuzrittern herum, wurde manchmal ausgeraubt, verteidigte gegen Venedig
seine Handelsinteressen, kämpfte mit Bulgaren und Serben. Aber als dann die christliche
Welt sich durch ihre Gleichgültigkeit hervortat und die Türken einen immer
mehr bedrängten, konnte man nicht mehr standhalten.
Byzanz wurden Istanbul und die Hagia Sophia eine
Moschee. Das griechische Festland folgte und blieb bis Mitte des 19. Jahrhunderts
unter türkischer Besetzung. Es gibt viele Berichte darüber, wie heldenhafte
Griechen ihre Heimat befreiten. Aber was war während der Türkenherrschaft
wirklich passiert? Die Griechen waren wie die Armenier meistens gebildeter
als der durchschnittliche Türke. Abgesehen davon, dass die Griechen ihre
eigene Antike wieder entdecken durften, weil der Moslem zum Beispiel
Aristoteles ehrte, wurden sie im türkischen Staatsapparat gebraucht.
Teilweise brachten Griechen es zu höchsten Ämtern und Ansehen. Es bildete die
Stärke des osmanischen Reiches, fähige Leute allmöglicher Nationen
einzugliedern. Erst später, Anfang des 20. Jahrhunderts, als es langsam
seinem Niedergang entgegensehen musste, und eine Art türkischer Nationalismus
entstand, wurde es für Nicht-Türken schwierig, sehr oft wie beim Völkermord
gegen die Armenier sogar lebensgefährlich. Ab 1680 wurde diesem Riesenreich
immer wieder ein Stück abgezwickt, bis 1920 nur noch die heutige Türkei
blieb.
Und die Griechen? Zu einer wirklichen Selbstbestimmung
kam es nicht. Liegend an einem strategischen Ort im Mittelmeer, interessant
für Großmächte waren sie Spielball und mussten erdulden, dass ihnen von außen
Könige und zuletzt, nach dem 2. Weltkrieg eine Militärdiktatur auferlegt
wurde, die teilweise von außen finanziert wurden, teilweise das Land selbst
ausbeuteten.
So ist es bis heute geblieben. Noch lange nach
dem 2. Weltkrieg lief ein Bürgerkrieg zwischen teilweise kommunistischer
Volksfront und amerikanischen – englischen Soldaten weiter. Als endlich Ruhe
war, wurde eine von NATO unterstützte Militärdiktatur eingesetzt. Noch
während des Krieges in Jugoslawien wurde das Land als militärische Basis
benutzt. Weder Großmächte, noch einheimische, obere Schichten zeigten ein
Interesse daran, das Land wirtschaftlich aufzubauen. Nur die Touristen kamen
von selbst.
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Dienstag, 4. August 2020
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