85) das Riesengeschäft
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Das Riesengeschäft
Ein neuer Pharao ist geboren. Sofort werden die
besten Architekten herbeigerufen, um für ihn ein noch prachtvolleres Grab zu
bauen, als für seinen noch lebenden Vorgänger. Der Ruhm des göttlichen
Sprosses soll auch die Ewigkeit überleben, und umso mehr Sklaven dabei ihr
Leben lassen, desto tiefer prägt er sich in die geschichtliche Erinnerung der
Menschheit ein. Wenn sein Denkmal lange genug bestehen bleibt, werden sich
vielleicht auch die Kamele an diesen Wahnsinn erinnern, weil sie für
Generationen immer wieder den gleichen Steinhaufen umgehen müssen. Wir wissen
teilweise auch, ob dieser Herr über Leben und Tod, dem noch lebendige
Verrückte ins Grab folgten, um ihm auch im Jenseits zu dienen, vergiftet oder
in den Rücken gestochen wurde, weil sein mumifizierter Körper bis heute den Würmern
und dem natürlichen Kreislauf entzogen blieb.
Auf den kleinen Inseln Polynesiens ist es nicht
ganz so schlimm, weil sich dort der Reichtum nicht in unvergänglichem Gold,
Diamanten und Steinen misst, sondern in Holz und Lebensmitteln, also in
Verderblichem. Ungefähr ein halbes Jahr vor dem Tod eines wohlhabenden Alten,
wenn man schon sieht, dass es mit ihm zu Ende geht, wird ihm ein Haus aus
Holz gezimmert und mit Blumen geschmückt, die natürlich ziemlich schnell
verwelken.
Trotzdem gibt es auch in Asien Abergläubige, die
angeblich ihrer Geliebten ein Taj Mahal errichten ließen oder einen
chinesischen Kaiser, der auf der anderen Seite von Tausenden Soldaten
begleitet werden wollte.
Oder was soll man über Attila sagen, dessen Grab
angeblich durch kurzzeitiges Umleiten eines Flusses in dessen Flussbett
gelegt wurde.
Ovidius dagegen schaffte sich eine originellere
Methode, um sich unsterblich zu machen. Er schrieb, was wir auch heute noch
lesen. Wer würde sich an den Kaiser erinnern, der den Dichter damals in eine
Strafkolonie vertrieb. Dieser Kulturbanause hieß übrigens Augustus.
Mausoleum ist hier aber wohl das eindeutigste
Beispiel, da es der ganzen Sache seinen heutigen Namen gab.
Ob nun jemand seinen Namen oder die Erinnerung an
sich selbst unsterblich machen will, oder an ein Leben nach dem Tod im
Jenseits glaubt, ist an dieser Stelle unwichtig, weil beides Sinnen in die
gleiche Richtung führt. Viel interessanter ist, dass daraus in Jahrtausenden
ein gewinnbringendes Geschäft geworden ist. Ob die Nachkommen für ein
genügend auffälliges Denkmal sorgen, oder der zu Sterbende selbst lange vor
seinem Tod die nötigen Mittel zurücklegt, ändert auch nichts an der Tatsache,
dass darauf eine ganze Industrie aufbaut. Neben Beerdigungsunternehmen
entstanden sogar neue Zweige.
Für viele ist der Tod des Nahestehenden meist ein
Schock und Grund tiefster Trauer, oder manchmal Erleichterung nach langer
Krankheit, aber fast immer eine finanzielle Herausforderung. Man führe sich
nur die entstehenden Kosten, wie Sarg, Grab, Grabstein und das Festmahl zu
seinen Ehren vor Augen.
Und nun kamen ganz Listige auf die Idee, die
Beerdigung zu versichern. Jeden Monat wird ein wenig Geld für diesen Zweck
auf die Seite gelegt. Bis zu diesem Punkt wäre das alles noch gar kein
Problem. Die monatliche Rate wird nach Kostenanschlag für den vorgesehenen
letzten Ruheort und gegenwärtiges Alter des zu Sterbenden festgelegt. Eine
Versicherung ist natürlich kein Sozialamt, sondern ein Geschäft. Und so wird
berechnet wie lange der zukünftige Tote noch leben muss, damit es für die
Versicherung kein Verlustgeschäft wird, oder noch leben darf, um nicht zu
viel zu bezahlen. Aber da natürlich im Allgemeinen jeder versucht, so lange
wie möglich im Diesseits zu verbringen, ist der Gewinn der Versicherung fast
garantiert. Was für ein Pech für den, der zu lange lebt!
Und diese Versicherung kann natürlich bei der
Versicherung des Vatikans abgeschlossen werden: Generali – die
Versicherungsgesellschaft des Vatikans.
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Samstag, 8. August 2020
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