89) Satzordnung
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Satzordnung
Verschiedene Sprachen folgen verschiedenen
Satzordnungen. Das Englische ist grundsätzlich eine Kernsprache. Das
bedeutet, dass der Handelnde, die Hilfs-, Modal-, Vollverben und das Wort,
das sich unmittelbar auf das Verb bezieht, immer in einem Stück zusammenbleiben.
„I go to school every
day.“ Oder „Every day I go to school.“ Selbst bei
einer Frage oder Aufforderung bleibt der Kern (“I go to school.”) zusammen,
auch wenn sich seine innere Struktur verändert: „Go to school!“ oder „Do you
go to school?“ – indem das konjugierte Verb bei der Frage am Anfang des Kerns
steht: „Does he like school?“
Ein anderes Bild bietet uns das Deutsche. Hier
handelt es sich um eine Rahmensprache. Bei Aussage, Frage oder Aufforderung
wechseln zwar der Handelnde und das konjugierte Verb miteinander den Platz,
aber es gibt am Ende des Satzes immer einen Teil, der sich konkret auf die
Handlung bezieht. „Ich kaufe heute einen Stift.“ – Was kaufe ich? – „Einen
Stift.“ Beim Hinzufügen eines Modalverbes oder Hilfsverbes wandert das das
Vollverb an das Ende: „Ich will heute einen Stift kaufen.“ „Ich habe gestern
einen Stift gekauft.“ Bei einer Nebensatzkonstruktion beendet das konjugierte
Verb den Satz: „wenn ich einen Stift kaufe.“ „wenn ich einen Stift kaufen
will.“ „als ich einen Stift gekauft habe.“ Im Fall eines gemeinsamen
Auftretens von Voll-, Hilfs- und Modalverb steht das Vollverb vor Hilfs und
Modalverb: „wenn ich einen Stift hätte kaufen müssen.“
Die umgedrehte Satzordnung ermöglicht ein Betonen
eines sonst als nebensächlich zu betrachtenden Satzteiles. „Heute gehe ich in
die Schule.“ „Ich gehe heute in die Schule.“
Außer der Betonung erfüllt die umgedrehte
Satzordnung noch die Funktion die Zugehörigkeit eines Nebensatzes zu einem
Hauptsatz anzuzeigen. Im Englischen ist das während eines Gesprächs nur durch
Intonation möglich. “I read a book when I have time. I go to the cinema.“ “I read a book.
When I have time, I go to the cinema.” Im Deutschen
wäre der Sachverhalt auch dann verständlich, sollte die Intonation nicht
entsprechen. „Ich lese ein Buch, wenn ich Zeit habe. Ich gehe ins Kino.“ „Ich
lese ein Buch. Wenn ich Zeit habe, gehe ich ins Kino.“
Sprachen mit weniger grammatikalischen Regeln
sind reine Betonungssprachen. Das wichtigste Wort steht immer am Anfang. „Nem
megyek iskolába.“ – Ich gehe nicht in die Schule. „Megyek iskolába.“ – Ich
gehe in die Schule. „Nem iskolába megyek.“ – Nicht in die Schule gehe ich.
„Iskolába megyek.“ – In die Schule gehe ich. „Ma megyek iskolába.“ – Heute
gehe ich in die Schule. „Nem ma megyek iskolába.“ Nicht heute gehe ich in die
Schule.
Für den Dichter bieten letztere Sprachen viele
Möglichkeiten, wobei aber oft Missverständnisse in der Deutung auftreten
können.
Juristische und philosophische Texte sind deshalb
am klarsten in solchen Sprachen mit vielen Regeln.
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Samstag, 8. August 2020
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