Samstag, 8. August 2020

89) Satzordnung
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Satzordnung

Verschiedene Sprachen folgen verschiedenen Satzordnungen. Das Englische ist grundsätzlich eine Kernsprache. Das bedeutet, dass der Handelnde, die Hilfs-, Modal-, Vollverben und das Wort, das sich unmittelbar auf das Verb bezieht, immer in einem Stück zusammenbleiben. „I go to school every day.“ Oder „Every day I go to school.“ Selbst bei einer Frage oder Aufforderung bleibt der Kern (“I go to school.”) zusammen, auch wenn sich seine innere Struktur verändert: „Go to school!“ oder „Do you go to school?“ – indem das konjugierte Verb bei der Frage am Anfang des Kerns steht: „Does he like school?“
Ein anderes Bild bietet uns das Deutsche. Hier handelt es sich um eine Rahmensprache. Bei Aussage, Frage oder Aufforderung wechseln zwar der Handelnde und das konjugierte Verb miteinander den Platz, aber es gibt am Ende des Satzes immer einen Teil, der sich konkret auf die Handlung bezieht. „Ich kaufe heute einen Stift.“ – Was kaufe ich? – „Einen Stift.“ Beim Hinzufügen eines Modalverbes oder Hilfsverbes wandert das das Vollverb an das Ende: „Ich will heute einen Stift kaufen.“ „Ich habe gestern einen Stift gekauft.“ Bei einer Nebensatzkonstruktion beendet das konjugierte Verb den Satz: „wenn ich einen Stift kaufe.“ „wenn ich einen Stift kaufen will.“ „als ich einen Stift gekauft habe.“ Im Fall eines gemeinsamen Auftretens von Voll-, Hilfs- und Modalverb steht das Vollverb vor Hilfs und Modalverb: „wenn ich einen Stift hätte kaufen müssen.“
Die umgedrehte Satzordnung ermöglicht ein Betonen eines sonst als nebensächlich zu betrachtenden Satzteiles. „Heute gehe ich in die Schule.“ „Ich gehe heute in die Schule.“
Außer der Betonung erfüllt die umgedrehte Satzordnung noch die Funktion die Zugehörigkeit eines Nebensatzes zu einem Hauptsatz anzuzeigen. Im Englischen ist das während eines Gesprächs nur durch Intonation möglich. “I read a book when I have time. I go to the cinema.“ “I read a book. When I have time, I go to the cinema.” Im Deutschen wäre der Sachverhalt auch dann verständlich, sollte die Intonation nicht entsprechen. „Ich lese ein Buch, wenn ich Zeit habe. Ich gehe ins Kino.“ „Ich lese ein Buch. Wenn ich Zeit habe, gehe ich ins Kino.“
Sprachen mit weniger grammatikalischen Regeln sind reine Betonungssprachen. Das wichtigste Wort steht immer am Anfang. „Nem megyek iskolába.“ – Ich gehe nicht in die Schule. „Megyek iskolába.“ – Ich gehe in die Schule. „Nem iskolába megyek.“ – Nicht in die Schule gehe ich. „Iskolába megyek.“ – In die Schule gehe ich. „Ma megyek iskolába.“ – Heute gehe ich in die Schule. „Nem ma megyek iskolába.“ Nicht heute gehe ich in die Schule.
Für den Dichter bieten letztere Sprachen viele Möglichkeiten, wobei aber oft Missverständnisse in der Deutung auftreten können.
Juristische und philosophische Texte sind deshalb am klarsten in solchen Sprachen mit vielen Regeln.


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