Montag, 10. August 2020

96) In welche Richtung geht die Menschheit?
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In welche Richtung geht die Menschheit?

Sie waren gerade vom Baum gestiegen und suchten mit Stöcken und spitzen Steinen nach essbaren Wurzeln und Knollen, auch halbverfaultes Aas vertrug ihr Magen. Auf den Bäumen hatte es nur Blätter, Früchte und ein paar Käfer gegeben. Plötzlich ließ sich ein ohrenbetäubendes Gebrüll vernehmen, anderswo ein Heulen. Raubtiere! Sie waren gefürchtet und galten als böse Geister, die beschwichtigt werden mussten.
Der Acker war bestellt und jetzt wartete man auf das geeignete Wetter. Der Herr des Himmels über Sonne, Mond, und Blitz schickte Regen, um die Mutter Erde zu befruchten, um die Pflanzen gedeihen zu lassen. Genau wie der Mann seine Frau befruchtete, woraus dann Kinder entstanden. Oder das Kalb, das in seinem zweiten Lebensjahr anfing, Milch zu geben. Vor Raubtieren fürchtete man sich jetzt weniger, weil Mauern gebaut und Hunde gehalten wurden, sie zu vertreiben. Der Gott des Himmels hatte einen Sohn, den Oberpriester, den Pharao, den König, den Stärksten oder Klügsten. Ihm gehörte alles und von ihm hing alles ab. Er führte gegen andere Gruppen oder Siedlungen Krieg, oder besser gesagt, ließ andere für sich kämpfen, machte fremde Stämme, die noch ein paar Generationen vorher seine Brüder gewesen waren, zu seinen Untertanen.
Langsam erwachte der Einzelne, wurde sich bewusst, dass auch er selbst ein Gott war, wenn die Götter sich schon wie Menschen benahmen. Er machte sich über sich selbst und seine Hirngespinste lustig. Jeder hatte die gleichen Rechte. Jeder? Nur die, die schon ein Bewusstsein entwickelt hatten, oder dazu erzogen worden waren, das war eine Minderheit. Aber es blieb schwierig, einen Ersatz für Gott und König zu finden. Grundsätze, mit denen Ich und andere Ichs in eine gemeinsame Richtung gehen konnten. Aber es gab nur wenige die zur Verteidigung ihres Ichs wie Socrates auch den Giftbecher ausgetrunken hätten.
Zuerst musste die Frage des Staates gelöst, Grundlagen in Stein gehauen, Eigentums- und Besitzverhältnisse geregelt werden. Die Gemeinschaft gestaltete sich zu groß, zu viele verkauften ihr Ich für ein bisschen Wohlstand und Schutz, nicht einmal Sicherheit, sondern nur Verschonung. Aber ohne eigene Gedanken entstehen weniger neue Ideen. Die starke Hierarchie brach den Geist. Das Ich ordnete sich wieder dem Wir unter. Der Kaiser ersetzte wieder den Gott.
Die Talfahrt sollte noch in tiefere Dunkelheit führen. Selbst die Kunst, der Ausdruck des Einzelnen erlitt einen Rücktritt, teilweise war sie sozusagen verboten. Schlechte und gute Geister, die auch nicht weniger gnadenlos als die Bösen waren, bemächtigten sich der Seele, ein anderes Wort für den menschlichen Geist oder vielleicht Verstand. Das Diesseits war ein Jammertal, das eigentliche Leben sollte nach dem Tod beginnen.
Der Andersgläubige bedrängte das Land, deshalb musste man lernen und Techniken entwickeln. Erkenntnis macht den Glauben mürbe. Es gab Leute, die behaupteten, die Erde sei kein Teller, sondern eine Kugel, die Erde, auf der der Mensch lebe, sei nicht der Mittelpunkt der Welt. Was für eine Anmaßung! Der Mensch, den Gott zu seinem Ebenbild geschaffen haben soll, habe irgendwo am Rande des Geschehens seinen unwürdigen Platz gefunden? Der Zweifel nagte an dem Glauben an eine höhere Macht, ermöglichte zuerst eine freiere Auffassung des Weltbildes, der Geldwirtschaft und daraufhin eine Entwicklung des Handels.
Der Einzelne rückte langsam wieder ins Rampenlicht. Es wurde heller um ihn, er öffnete die Augen und sah. Sollte er seinem Gesicht trauen, oder sich in seine Höhle zurückziehen? Er wollte nicht mehr nur das Produkt der Schöpfung sein, sondern sein Geschick selbst bestimmen. Immer größere Massen eigneten sich Wissen an. Dies war nötig, weil auch die oben erkannten, dass die Zeit der einfachen Handarbeit zu Ende war. Wollte eine Macht an der Spitze bleiben, musste sie ihre Untertanen bis zu einem Grade ausbilden. Damit schaufelte sie sich das eigene Grab. Noch oft sollte es dieser „Elite“ gelingen, die kleinen Leute gegeneinander aufzuhetzen, mit Nationalismus, Hass gegen Andersdenkende oder –lebende. Zwei Schritten in die Freiheit folgte einer zurück. Jede Rückwärtsbewegung führte zu Pogromen, Holocaust und Krieg.
Langsam geht es vorwärts. Religion und anderer Aberglaube werden verdrängt, Ämter nicht mehr verkauft, sondern nach Verdienst und Ausbildung mit Gehalt verliehen. Auch von unten kann man, wenn noch mit großen Schwierigkeiten, nach oben kommen, Schulen sind kostenlos oder für alle erreichbar. Anderslebende, wie zum Beispiel Homosexuelle, nachdem sie zuerst mit Gefängnis oder teilweise gar mit dem Tode bestraft, oder als Kranke mit Elektroschocks oder Medikamenten gequält, oder zur genetischen Fehlentwicklung abgestempelt worden waren, können in vielen Ländern heiraten und Kinder adoptieren. Frauen, Asiaten und Afrikaner sind hochrangige Politiker oder Staatsoberhäupter in den wichtigsten Industriestaaten, auch wenn einige diese Entwicklung gerne aufhalten würden, weil es ihres Erachtens zur Zerstörung von Tradition und Kultur führt.
Und dann kam das Internet, was eine noch bessere Verbreitung von Wissen ermöglicht. Lügen können nur noch schwer versteckt bleiben.
Irgendwann wird der kleine Mann den Staat und die oberen kontrollieren und nicht mehr umgekehrt.


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